Regierung im Iran: Parlament billigt Rohanis Auftritt
Eine große Mehrheit der iranischen Politiker begrüßt die Rede des Präsidenten vor der UNO. Israels Regierungschef Netanjahu warnt davor, Rohani zu trauen.
DUBAI rtr| Das von Konservativen dominierte iranische Parlament unterstützt die diplomatische Charmeoffensive von Präsident Hassan Rohani. Am Dienstagabend unterzeichneten 230 von 290 Abgeordneten der Nachrichtenagentur Fars zufolge eine Erklärung, in der sie Rohanis Rede vor der UN-Generalversammlung begrüßen.
Rohani habe das Bild eines „machtvollen und friedliebenden Irans“ gezeichnet, der das Gespräch suche, um regionale und internationale Fragen zu klären, hieß es in dem Text. Da die Mehrheit der Abgeordneten loyal zum Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, steht, lässt ihr Plazet darauf schließen, dass dieser Rohanis Kurs billigt.
Der Nachrichtenagentur Isna zufolge hatte Rohani zuvor die Abgeordneten über seine Reise nach New York und die Gespräche mit Vertretern westlicher Staaten informiert. Er hatte sich vor der UN-Generalversammlung gemäßigter gezeigt als sein Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad und damit Hoffnungen auf Bewegung im seit Jahren schwelenden Atomstreit geweckt.
Am Wochenende telefonierten Rohani und US-Präsident Barack Obama. Damit bahnt sich nach mehr als 30 Jahren möglicherweise ein Tauwetter im Verhältnis zwischen den USA und dem Iran an.
Konservative in Teheran reagieren zurückhaltend
Der konservative Parlamentspräsident Ali Laridschani würdigte der Agentur Isna zufolge den Auftritt Rohanis vor der UN-Vollversammlung. Allerdings habe er aber Ruhanis Telefongespräch mit Obama mit keinem Wort erwähnt. Am Montag hatte der Chef der Revolutionsgarden das Telefongespräch als verfrüht bezeichnet. Das könnte ein Zeichen für den beginnenden Widerstand erzkonservativer Gruppen gegen den moderateren Rohani sein.
Bei den Gesprächen zwischen dem Iran und der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hat es in der vergangenen Woche nach Angaben von Diplomaten kaum wirkliche Fortschritte gegeben. Ob das moderatere Auftreten des Iran zu einem Durchbruch bei den Gesprächen über das iranische Atomprogramm führe, sei noch ungewiss. Ein westlicher Diplomat sagte, er habe den Eindruck gewonnen, dass die IAEA und der Iran nach den jüngsten Gesprächen in Wien "relativ optimistisch" gewesen seien.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Dienstag davor gewarnt, im Atomstreit mit dem Iran der neuen Regierung zu trauen. Präsident Rohani sei "ein Wolf im Schafspelz", sagte Netanjahu vor der UN-Vollversammlung in New York. Auch nach Rohanis Wahl seien die "umfangreichen und fieberhaften" Versuche der islamischen Republik fortgesetzt worden, an Kernwaffen zu gelangen. Nur strenge Sanktionen und die glaubwürdige Androhung militärischer Gewalt könnten den Iran davon abhalten. Der internationale Druck dürfe nicht nachlassen. Israel sei notfalls bereit, sich allein gegen das iranische Atomprogramm zu Wehr zu setzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen