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Regen und weniger Geld

■ Bauern bekamen 8,7 Prozent weniger / 25 Prozent Preisrückgang bei Getreide

Bonn (AP) – Die Bauern haben im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 1992/1993 in den alten Ländern 8,7 Prozent weniger Geld für ihre Erzeugnisse bekommen als im Vorjahr. In den neuen Bundesländern lag der Rückgang bei 3,8 Prozent. Bei der Vorstellung des Ernteberichts 1993 sagte Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) gestern in Bonn, auch in diesem Jahr befürchte er für die Ackerbauern „unbefriedigende Erlöse“. Zwar würden in diesem Jahr bei Getreide einschließlich Mais mit erwarteten 35,4 Millionen Tonnen zwei Prozent mehr geerntet als im Dürrejahr 1992. Aber der Preis liege um durchschnittlich 20 Prozent niedriger.

Durch die erste Stufe der EG- Agrarreform lag der Preis, zu dem die EG Getreide aus dem Markt kauft, gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent niedriger. Der Deutsche Bauernverband erklärte, die Preise seien sogar um 25 Prozent zurückgegangen. Auch sei die Qualität des Getreides schlechter als im Vorjahr. Zusätzlich würden die Einnahmen durch hohe Trocknungskosten gedrückt. Wegen des nassen Wetters habe der überwiegende Teil der Ernte nachgetrocknet werden müssen.

Bei den Ernteschätzungen für die Europäische Gemeinschaft geht das Statistische Amt in Luxemburg von 165,7 Millionen Tonnen Getreide aus. 1992 waren es 168 Millionen Tonnen. Die Weltgetreideernte – einschließlich Reis – wird auf 1,93 Milliarden Tonnen geschätzt, 22 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr.

Gute Nachrichten hatte Borchert nur für die Verbraucher: „Der starke Preisrückgang bei Getreide müßte sich – deutlich abgeschwächt – auch im Brotpreis bemerkbar machen.“ Die Landwirte würden im weiteren Jahresverlauf nicht für nennenswerte Preisauftriebe sorgen, sagte der CDU-Politiker. Lediglich für Saisonprodukte wie Kartoffeln, Äpfel und Gemüse könnten die Preise gegenüber dem sehr niedrigen Vorjahresniveau anziehen.

Von Juli 1992 bis Juni 1993 sind dem Erntebericht zufolge die Preise für Nahrungsmittel in den alten Länder um 0,7 Prozent gestiegen, in den neuen Ländern um 0,3 Prozent gesunken. Die Inflationsrate liegt bei rund vier Prozent.

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