piwik no script img

Reform der SicherungsverwahrungRegierungseinigung geplatzt

Die Bundesregierung ist sich bei der Reform der Sicherungsverwahrung laut Osnabrücker Zeitung weiter uneins. Die Union könne den FDP-Plänen nach eigenen Angaben nicht zustimmen, weil sie zu kurz griffen.

Bei der Sicherungsverwahrung werden als hochgefährlich geltende Täter auch nach Verbüßung ihrer Strafe in Haft behalten. Bild: dpa

BERLIN dpa | Union und FDP streiten weiter über die anstehende Reform der Sicherungsverwahrung. Unionsfraktionsvize Günter Krings (CDU) sagte: "Die Pläne der Bundesjustizministerin zur Sicherungsverwahrung sind für die Union so nicht zustimmungsfähig, weil sie zu kurz greifen." Das Bundesjustizministerium reagierte auf diese Äußerung am Dienstag mit Unverständnis. Die Union habe die Pläne in der Bundesregierung und auch auf der Justizministerkonferenz fast einstimmig unterstützt, teilte Sprecher Anders Mertzlufft in Berlin mit.

Das Kabinett hatte vor zwei Wochen Eckpunkte für ein neues Gesetz von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) beschlossen. Nach ihren Plänen soll es eine Sicherungsverwahrung nur noch geben, wenn diese bereits im Urteil vorgesehen ist oder wenn sich das Gericht eine spätere Anordnung zumindest vorbehalten hat. Bei der Sicherungsverwahrung werden als hochgefährlich geltende Täter auch nach Verbüßung ihrer Strafe in Haft behalten.

Ein Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion erklärte am Dienstag, es habe bei dem Thema nie eine abschließende Einigung gegeben. Aus Sicht der Unionsfraktion sei immer klar gewesen, dass es weitere Gespräche auf der Grundlage der vorgelegten Eckpunkte geben müsse. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), sagte, insbesondere die nachträgliche Sicherungsverwahrung müsse es weiter geben. Leutheusser-Schnarrenberger will sie abschaffen.

Mertzlufft betonte, der Kabinettsbeschluss setze die Koalitionsvereinbarung um und ziehe die Lehren aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg vom Dezember. Der EGMR hatte das in Deutschland praktizierte System der Unterbringung von Tätern über das Haftende hinaus infrage gestellt. Zu den neuesten Äußerungen aus der Unionsfraktion erklärte er: "Stimmen aus dem parlamentarischen Raum bilden nicht das Meinungsbild innerhalb der schwarz-gelben Koalition ab."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!