piwik no script img

Rechtsradikale Veranstaltung geplatzt

■ Norderstedter AntifaschistInnen verhinderten eine DVU-Versammlung

„Kein Fußbreit den Faschisten – DVU zerschlagen“: Unter diesem Motto verhinderten gestern rund 80 Norderstedter AntifaschistInnen eine Tagung der rechtsradikalen Deutschen Volksunion (DVU), auf der über den Parteiausschluß der schleswig-holsteinischen DVU-Politikerin Sabine Praß entschieden werden sollte.

Gegen 14.30 Uhr begannen die AntifaschistInnen mit der Blockade des Norderstedter Parkhotels, wo nach ihren Informationen die Veranstaltung ab 15 Uhr stattfinden sollte. Björn Hein, Sohn der Geschäftsführerin des Hotels, bestätigte der taz, daß sich die Rechtsradikalen angemeldet hätten. Nach seiner Auskunft hatte der führende Mitarbeiter der Münchner DVU-Zentrale, Eggers, den Tagungsraum in dem Hotel für den gestrigen Sonntag angemietet – allerdings nicht unter dem Namen der Rechtspartei.

So habe die Hotelleitung erst durch ein Fax am Veranstaltungstag erfahren, daß die Rechtsaußen-Partei hinter der Reservierung steckte. Hein: „Wir haben daraufhin alle Tagungsteilnehmer bereits bei ihrer Ankunft noch vor Beginn der Demonstration wieder nach Hause geschickt, weil wir mit denen nichts zu tun haben wollen“.

Die Parkhotel-Geschäftsführerin Ursula Hein hatte dagegen noch um 13 Uhr auf telefonische Anfrage erklärt: „Ja, diese Veranstaltung findet hier statt“. Von Distanzierung keine Spur. Später verweigerte die Hotelleiterin der Presse den Eintritt in ihr Hotel und beschimpfte auch noch die versammelten AntifaschistInnen als „Gekrüps“: Und das solle „schleunigst verschwinden“.

Während die AntifaschistInnen bis 16 Uhr ausharrten, verschwand bald nach ihrer Auskunft die Bönningstedter DVUlerin Sabine Praß, die bei der letzten Wahl in Schleswig-Holstein für die Rechtspartei kandidiert hatte. Die Frau, die sich heute zur ebenfalls rechtsgerichteten Freisozialen Union (FSU) bekennt, war nach eigenen Worten erschienen, „um mit der DVU abzurechnen“.

Sie warf der Rechtspartei vor, diese habe sie entgegen ihrer Absicht auf die KandidatInnenliste für die Wahl gesetzt und zu diesem Zweck ihre Unterschrift gefälscht. Weitere Gründe für ihren Bruch mit der DVU wollte die ihren schriftlichen Parteiausschluß in den Händen haltende Rechtsaußen-Frau nicht nennen: „Dann schicken die mir Killer auf den Hals“.

Das am Norderstedter Rathaus zusammengezogene starke Polizeiaufgebot brauchte nicht einzugreifen. Der auf Deeskalation bedachte Einsatzleiter Ulf Pahl: „Wir sind auch hier, um die Demonstranten vor möglichen Übergriffen der DVU zu bewahren, mußten uns aber auf alle Eventualitäten vorbereiten“.

Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen