Rechtsextremisten-Treff in Köln: Rechtentreff ohne Stargäste
Neofaschisten, Rechtspopulisten, Multikulti-Hasser: Wer alles zum Anti-Islamkongress in Köln kommen wird - und warum der französische Extremist Le Pen zu Hause bleiben will.
KÖLN taz Das Verwirrspiel um Jean-Marie Le Pen trägt absurde Züge: Kommt Europas bekanntester Rechtsextremist nun nach Köln - oder hatte er das etwa nie vor? Entgegen anderslautenden Gerüchten werde "selbstverständlich auch der Front National aus Frankreich mit einer hochrangigen Delegation einschließlich Jean-Marie Le Pen am Kongress wie angekündigt teilnehmen", verkündet die "Bürgerbewegung pro Köln" auch am Donnerstag noch auf ihrer Homepage. Das jedoch dürfte geflunkert sein. Denn der Sprecher Le Pens dementiert entschieden: "Ein Besuch in Köln war niemals geplant und wird auch nicht stattfinden." Der greise Parteichef werde vielmehr am Samstag ein neues Büro der Front National in Nizza einweihen. Doch "pro Köln" bleibt dabei: "Wir haben seit Monaten eine feste Zusage", behauptet der stellvertretende Vorsitzende Markus Wiener auf taz-Nachfrage unverdrossen. Glauben muss man es nicht.
Der offenkundige Korb Le Pens trifft die Kölner Rechtsausleger hart. Nach FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache haben sie damit auch ihren zweiten groß angekündigten Stargast verloren. Strache sagte Anfang der Woche seine Köln-Visite ab: Er nimmt lieber in heimischen Gefilden Wahlkampftermine wahr. An seiner Stelle sollen nun FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky und der Europaabgeordnete Andreas Mölzer die Fahnen der österreichischen "Freiheitlichen" hochhalten.
Während der belgische Vlaams-Belang-Fraktionschef Filip Dewinter und der wegen rassistischer Aktivitäten vorbestrafte Europaabgeordnete Mario Borghezio von der italienischen Lega Nord wohl tatsächlich bei dem Kölner Rechtsaußenevent erscheinen wollen, sind andere zunächst Vermeldete stillschweigend und ohne Begründung von der veröffentlichten Rednerliste gestrichen worden. So tauchen der als Holocaustleugner verurteilte "British National Party"-Chef Nick Griffin, Robert Spieler von der Regionalpartei "Alsace dabord" ("Das Elsass zuerst") sowie der deutsch-nationale Exbundestagsabgeordnete Alfred Mechtersheimer inzwischen nicht mehr auf.
Dafür aber will der Nation-&-Europa-Mitherausgeber Harald Neubauer kommen. Der frühere "Republikaner"-Europaabgeordnete und Exbundesvorsitzende der neofaschistischen "Deutschen Liga für Volk und Heimat" (DLVH) ist ein alter Weggefährte von Markus Beisicht und Manfred Rouhs, den beiden Köpfen von "pro Köln". Bei der vergangenen Bundestagswahl kandidierte Neubauer auf Platz zwei der Landesliste der NPD in Sachsen.
Auch andere schillernde deutsche Rechtsaußen-Gestalten haben ihr Erscheinen in Köln angesagt. Beispielsweise der frühere nationalliberale FDP-Politiker und spätere "Bund freier Bürger"- sowie "Deutsche Partei"-Vorsitzende Heiner Kappel. Und Henry Nitzsche. Der aus der Unionsfraktion ausgeschlossene Bundestagsabgeordnete, der gerne gegen den deutschen "Schuldkult" und die "Multikulti-Schwuchteln" in Berlin wettert, führt inzwischen die unbedeutende sächsische Wählervereinigung "Bündnis Arbeit, Familie, Vaterland" an. Ein recht kläglicher Ersatz für Jean-Marie Le Pen.
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