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RechtsextremismusUnerwünschter NPD-Zuschauer

Eintracht Braunschweig spricht ein Stadionverbot gegen Holger Apfel aus. Dass der NPD-Bundesvorsitzende ein Anhänger ist, soll den Verantwortlichen des frisch in die 1. Bundesliga aufgestiegenen Vereins lange bekannt gewesen sein.

Soll nicht mehr ins Braunschweiger Stadion dürfen: NPD-Funktionär Holger Apfel, hier vor freundlicher gesinntem Publikum. Bild: dpa

Vielleicht hätte der Fußball-Fan die Bilder nicht auch noch bei Facebook veröffentlichen sollen: Den Bundesvorsitzenden der rechtsextremen NPD, Holger Apfel, haben die Verantwortlichen von Eintracht Braunschweig jetzt zum unerwünschten Zuschauer erklärt. Der soeben wieder in die erste Liga aufgestiegene Verein sprach ein „Haus- und Stadionverbot“ gegen Apfel aus. Man habe den Vorgang „bereits unseren Rechtsanwälten übergeben“, so Eintracht-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt.

Am Pfingstsonntag, nach dem letzten Heimspiel der Saison, Braunschweig gegen FSV Frankfurt, hatten zahlreiche Anhänger das Spielfeld gestürmt und den bereits Wochen zuvor feststehenden Aufstieg in die 1. Bundesliga gefeiert. Einer der Ersten auf dem Braunschweiger Rasen war laut Augenzeugen ein sichtlich glücklicher Holger Apfel. Dass der 42-jährige Hildesheimer ein überzeugter Fan der Eintracht ist, war seit Langem bekannt.

Unter der Überschrift „Impressionen vom heutigen Tag“ postete Apfel, der in Sachsen die NPD-Landtagsfraktion anführt, nach dem Spiel mehrere Bilder von der spontanen Aufstiegsparty. Zu sehen ist er im Eintracht-T-Shirt, in der Hand ein Stück Rasen, jubelnd mit einer unbekannten Frau – und Arm in Arm mit Christian Hehl, ebenfalls ein NPD-Mitglied.

Weder Apfels Anwesenheit im Stadion bei diesem letzten Spiel noch die „Anfertigung bzw. Veröffentlichung des Fotos“ seien dem Verein bekannt gewesen, erklärt Eintracht Braunschweig. Hingewiesen worden war auf Apfels Facebook-Profil und die Bilder am Dienstag dieser Woche im Zusammenhang mit den Ausschreitungen rechts orientierter Hooligans (taz berichtete).

Randale zu Pfingsten

Vor dem Braunschweiger Lokal „Movie“ hängen Eintracht- und Deutschlandfahnen. Drei Tage danach ist von den Auseinandersetzungen nichts mehr zu sehen. Am Pfingstsonntag gegen 21.15 Uhr hatte eine Schlägerei in der Kneipe einen Polizeieinsatz ausgelöst. „Hier regiert der BTSV!“, skandierten mehr als 320 Eintracht-Anhänger – offiziell heißt der Verein „Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht“, kurz: BTSV.

Kaum war die Polizei eingetroffen, wurde sie am Sonntag aus der Menschenmenge heraus angegriffen: Flaschen und Aschenbecher, aber auch Stühle und Tische flogen. Die Beamten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein – mit wenig Erfolg. Man habe sich zurückziehen müssen, sagt Polizeisprecher Joachim Grande. Mit weiteren, erst hinzugezogenen Hundertschaften kamen die Beamten zurück. Bis 4 Uhr früh am Pfingstmontag wurden die Personalien von 323 beteiligten Personen festgestellt, es kam zu 15 Fest- und drei Ingewahrsamnahmen. 20 Beamte wurden verletzt.

Die Polizei sprach später von „Randalierern“, ohne sie politisch verorten zu wollen. Ein Sprachgebrauch, den auch Verein und die örtlichen Medien verwendeten. Die „Initiative gegen rechte Hooligan-Strukturen“ wies indes schon Montagabend darauf hin, dass es rechts einzuordnende Hooligans waren, die da zugeschlagen hatten: „Auf Bildern und einem Video im Internet sind Personen der rechten Hooligangruppen ,Fette Schweine/Hungerhaken‘ und ,Alte Kameraden‘ als Beteiligte an der Aktion zu erkennen“, sagt Martin Schmidt von der Initiative.

„Wir distanzieren uns erneut – wie schon seit langer Zeit – von jedwedem rechten Gedankengut“, sagt Eintracht-Geschäftsführer Voigt. Der Verein sei „fest entschlossen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um jede Äußerung von rechtem Gedankengut im Zusammenhang mit Eintracht Braunschweig zu unterbinden“. Gegen den NPD-Funktionär Apfel spreche man „mit sofortiger Wirkung ein Stadion- und Hausverbot“ aus, um ihn „dauerhaft aus dem Stadion fernzuhalten“.

Diese Reaktion begrüßt David Janzen, Rechtsextremismusexperte aus Braunschweig, der für verschiedene Bildungs- und Beratungsstellen arbeitet. Dass Apfel Fan der Eintracht sei, sagt er, sei kein Geheimnis gewesen: Regelmäßig hatte der NPD-Vorsitzende auf Facebook von Stadionbesuchen berichtet oder Eintracht-Spiele kommentiert. Janzen zufolge soll das auch dem Verein bekannt gewesen sein.

Als Reaktion auf den Platzverweis schimpfte Apfel nun in seinem Profil: „In der BRD darf man Kiffer, Stricher, Schwerstkrimineller, ausländischer Sozialschmarotzer oder was auch immer sein, nur aber kein Deutscher, der sich zu Volk & Heimat bekennt“. Er kündigte an, das Verbot juristisch überprüfen zu wollen. Ende 2012 scheiterte in ähnlicher Sache allerdings der NPD-Bundesgeschäftsführer Jens Pühse vor dem Landgericht Bremen: Dem hatte im Juni 2011 der SV Werder die Mitgliedschaft aberkannt.

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17 Kommentare

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  • O
    Ole

    Der Apfel kann sich ja sein eigenes Stadion bauen, wie ein gewisser Etappenhengst aus Österreich.

  • A
    @Antifunt

    Halbwissen hilft auch nicht weiter. Das Grundgesetz bindet den Staat, keine privaten Organisationen. Für Private Organisationen gilt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz - und das verbietet eine solche Maßnahme nicht.

     

    Wäre ja noch schöner, wenn sich ein privater Verein nicht gegen die Aufdringlichkeit eines Rechtsextremisten wehren könnte. Ich muss auch nicht alle Nachbarn zum Grillen einladen, sondern kann mir raussuchen, ob ich den Nazi von nebenan dabei haben will.

  • H
    Humanist

    Vorneweg,auch mir sind die Apfels mehr als unsympathisch .Aber ,die NPD ist nicht verboten .Da lob ich mir die Amis ,die konsequent nach der Verfassung handeln. Bei uns wird getrickst bis es kracht und die Rechtsaussen keinen Saal mehr finden um ihren Parteitag abzuhalten. Kindig !

  • MK
    Martin K. Burghartz

    Leider erwische ich mich schon seit langer Zeit bei der wütenden Vermutung, dass der Redakteur Andreas Speit Stmmungsmache mit Journalismus verwechselt. Allein, er schreibt für die TAZ, und so glaube ich das in besonnenen Momenten noch nicht. Vielleicht sollte er mal die Stadt und den Verein bereisen, um sich vor Ort ein Bild zu machen und mit den (Fan-) Verantwortlichen zu sprechen.Eintracht Braunschweig sollte ihn mal einladen.

  • W
    waldbaer

    Wie der Name schon sagt:

    Braun? Schweig!

  • O
    ole

    @FaktenStattFiktion

     

    "Juden hatten früher auch Stadionverbot. Aber wir lernen es eben nicht mehr."

     

    Na klar. Die staatlich organisierte Verfolgung und der staatlich organisierte Massenmord stehen auf einer Stufe mit dem Hausrecht.

    Dümmlich^10.

     

    Wenn der Apfel mal auf ihrer Geburtstagsparty auftaucht... unbedingt reinlassen.

  • T
    Ted

    Ich verstehe es ja, wenn rechte Loser sich von der Gesellschaft ausgestoßen fühlen. Aber, Leute, mal ganz ehrlich: Außenseiter seid ihr doch euer ganzes Leben schon gewesen, oder etwa nicht? Euer Rechts-Sein dient euch doch nur als verzweifelter Schrei nach irgendeiner Beachtung.

     

    Übrigens, wo ihr doch so gerne auf Recht und Ordnung steht: der Verein hat das Haus-RECHT. Er bestimmt, wer rein darf und wer nicht. Aber ob ihr sowas versteht, ist zweifelhaft. Wer die jüdigsche Religion mit dem Stadionverbot von Rechtsextremen vergleicht, hat erwiesenermaßen einen ungewöhnlichen IQ.

     

    Abhilfe für rechte Loser: Zusammenreißen, nicht mehr gegen unschuldige Minderheiten hetzen, sich entschuldigen, Buße tun und sich wieder zu den 95% Guten und Normalen der Gesellschaft gesellen. Und schon dürft ihr auch wieder in Stadien rumbrüllen.

  • V
    viccy

    Der Apfel liebt die Eintracht, aber die Eintracht nicht den Apfel.

     

    Der Stoff, aus dem Dramen sind!

  • A
    Antifunt

    "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."

     

    Na, wer kennts?

     

    Gruß an den Zensor.

  • BW
    Brilli Wandt

    @ Teerfederfass

    Also für die Taz in Bezug auf Eintracht Braunschweig hat ja Herr Speit anhand von Leserbriefen ja beinahe schon recherchiert.

    Bisher war es doch immer so:

    Eintracht Braunschweig = Alles strohhole Nazis + rechtsoffen bis der Arzt kommt, aber auch hohl wie die Gipskartonwand. Oder eben Schwarzer bei Eintracht dann schnell mal aus ihn den Asischläger zu machen.

    Dagegen ist das ja schon beinahe eine Wohltat.

    Dass die Polente am Tat der offiziellen Aufstiegsfeier, durch die Stadt gedüst ist und wahrlos irgendwelche Leute abgegriffen hat, das ist leider an der Taz ich der dubiosen Initiative vorbei gegangen. Lohnt ja auch nicht... passt ja nicht ins Bild. Aber womöglich spricht Herr Speit ja auch mal mit anderen Leuten als mit der Initiative. Glaube ich nicht - kann aber. :D

  • H
    Hoschi

    Diese miese und willkürliche Stimmungsmache gegen einen Verein, der sich nach Jahren mühsam und ohne milliardenschweren Mäzen nach oben gearbeitet hat ist widerlich und peinlich und hat mit Journalismus nichts zu tun. Hier wird munter verdreht, aufgebauscht und gehetzt.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Juden hatten früher auch Stadionverbot. Aber wir lernen es eben nicht mehr.

  • L
    Lillie

    @ Teerfederfass,

     

    Ihre Aufregung, dass das Thema ausgerechnet durch die taz tendentiös behandelt wird, in allen Ehren, was wäre praktikabler als ein Stadionverbot? Auf einen Apfel zu verzichten in einem vollen Eintracht-Stadion dürfte keine Mühe machen. Wie praktisch wollen Sie es denn noch?

     

    Klar ist, dass Fußball europaweit braune Gesinnung magisch anzieht und das Fußballfeld zunehmend zum Spielfeld rechtsnationaler Gesinnungsgrölerei wird. Das gilt für England, Ungarn und Polen ebenso wie für deutsche Stadien. Trittbrettfahrer, die dabei am Rande ihre Gewaltbereitschaft und den Abbau sozialen Frustes frönen sind ebenfalls an der Tagesordnung. Das macht die Sache keineswegs harmloser. Ob es nun 120 oder 200 Randalierer waren, macht nicht gerade den großen Unterschied, das wirkt eher wie Erbsenzählerei angesichts der anderen zahlreichen Ereignisse um Hooligans. Was gibt es dabei also herunter zu spielen; es ist einfach nun mal ein größer werdendes Problem!

     

    Dazu befördert unsere regierungsstatische Regierung auch gerade noch die Nationaldenke wie jetzt zum deutsch-deutschen Endspiel zwischen Bayern und Dortmund auf dem "heiligen" Rasen in England. Da ist es bis zu neonazistischen Gesinnungen eben nicht mehr weit. Man sollte Fußball lieber als das sehen und händeln, was er nun mal ist - ein Unterhaltungsspiel. Die politische Elite und die Mainstreammedien sollten lieber weniger von Deutschtum made in Germany, von Nationalstolz und (endlich wieder!) Fahne zeigen berichten und zu einer neutraleren Berichterstattung über Fußballspiele zurück finden. Das heizt weniger ein und fördert nicht auch noch solche rechtsnationalen Bewegungen.

  • 5
    50pfingstrosen

    Richtige Aktion, der Städtename fordert dazu auf:

    Braun, schweig!!!

  • ML
    Meister Lampe

    Es ist insgesamt, abgesehen von den von Ihnen angesprochenen Schwierigkeiten in der Durchführung, nicht hinzunehmen, wie eine Gesinnung mittlerweile immer stärker die Teilhabe an unserer Gesellschaft bestimmt.

    DAS zeigt deutlich Parallelen zur dunkelsten Zeit deutscher Geschichte, die man vorgeblich doch bekämpfen und nie wieder auferstehen lassen will.

     

    Warum dann der Ausschluss aufgrund einer tatsächlich problematischen politischen Gesinnung, solange diese nicht offensichtlich verfassungsfeindlich zur Schau gestellt wird? Wo hört dieser Spuk auf?

    Stadionverbote, Berufsverbote (Bezirksschornsteinfeger), Konzertbesuchverbote, (teilweise) Demonstrationsverbote haben wir schon. Wann kommt das Parkbesuchverbot oder Schwimmbad-, Theater- oder Opernverbot?

    Alles schon dagewesen.

    Es interessiert mich ehrlich gesagt nicht die Bohne, ob der neben mir im Stadion CDU oder Linkspartei wählt, ob er ein Autonomer oder Rechter ist, solange er sich benimmt und seine politischen Gedanken für sich behält.

     

    Man sollte mal langsam wieder auf den Boden kommen. Kampf gegen Rechts schön und gut, der ist richtig und wichtig. Es kann aber nicht sein, dass man unter diesem Deckmantel Stück für Stück die Bürgerrechte dieser Personen aushöhlt und einschränkt.

    DAS sollten wir aus der Geschichte gelernt haben, ist sicherlich NICHT der Weg einer freien, liberalen und toleranten Gesellschaft, die wir doch so gerne sein wollen.

  • A
    Ari

    Die TAZ schreit am lautesten, wenn man pauschalisiert und nun macht sie selber nichts anderes. Peinlich!

  • T
    Teerfederfass

    Ich finde es unerträglich zwischen den Zeilen immer die Tendenz zu erkennen, Verein, Fans und Bürgern in Braunschweig mangelndes Bewusstsein für rechte Umtriebe zu unterstellen.

    Jeder Mensch kann sich Tickets für Bundesligaspiele kaufen, ohne dass der Verein etwas dagegen tun kann. Dazu bedarf es Voraussetzungen. Holger Apfel war bei Eintracht nie erwünscht, nur Handhabe gegen ihn gab es nicht. Man kann auch nicht unter 20.000 Menschen jedes Mal nach Holger Apfel fahnden.

    Des Weiteren ist es nicht in Ordnung von 320 Fans zu sprechen, die randaliert hätten oder etwas skandiert, wie in den letzten Artikeln geschehen. Eine ganze Strasse war abgesperrt, jeder wurde erkennungsdienstlich behandelt, mindestens 200 Personen hatten mit der ganzen Sache nichts zu tun.

    Hier wird ein Bild gezeichnet, das bewusst übertreiben soll.

     

    Ich würde mir wünschen den Fokus mehr auf praktikable Vorgehensweisen gegen rechte Phänomene zu legen, die übrigens kein fußballtypisches Ereignis sind, sondern in der Gesellschaft verankert.