Rechtsextreme Demonstration in Brandenburg: Nazis ziehen aufs Land
Neonazis wollen am Samstag in Königs Wusterhausen ihre jährliche Demo für ein Jugendzentrum abhalten. Zahlreiche Proteste geplant.
Die diesjährige Demonstration rechter Kameradschaften für ein "Nationales Jugendzentrum" wird nicht wie üblich in Berlin stattfinden, sondern in Königs Wusterhausen. Seit mehreren Tagen wird auf einschlägigen rechten Internetportalen bundesweit für den 5. Dezember in die Kleinstadt südlich von Berlin mobilisiert.
Die Berliner Grünen und Linken, die Bezirksbürgermeisterinnen von Lichtenberg, Christina Emmrich (Linke), und Treptow-Köpenick, Gabriele Schöttler (SPD), haben die Berliner aufgefordert, sich in der Nachbarstadt dem braunen Spuk entgegenzustellen. In Lichtenberg und Treptow-Köpenick fanden in den vergangenen Jahren ähnliche Demos rechter Kameradschaften statt. "Es ist wichtig, dass der Protest gegen menschenverachtendes Gedankengut nicht an den Grenzen unserer Stadt aufhört", sagt die grüne Abgeordnete Clara Herrmann.
In Königs Wusterhausen war man zunächst von dem Berliner Interesse überrascht. "Es gibt ja immer zwei Möglichkeiten, mit rechten Aktionen umzugehen: ignorieren oder eine Gegenveranstaltung", sagt Jan Kasiske vom Mobilen Beratungsteam Tolerantes Brandenburg. Seitdem klar ist, dass die Rechten bundesweit mobilisieren, hat sich auch das Bündnis gegen Rechts der Stadt für aktiven Widerstand entschieden.
"Es geht darum, Königs Wusterhausen als einen neuen Aufmarschort der Rechten zu verhindern, nachdem Halbe nicht mehr funktioniert und in Berlin zu viel Gegenwehr ist", sagt Klaus Ness, SPD-Generalsekretär in Brandenburg. Er weist darauf hin, dass in Königs Wusterhausen und Umgebung mehrere bundesweit wichtige rechte Funktionäre wohnen würden und die Stadt von Berlin aus mit der S-Bahn erreichbar sei. "Nach den Erfahrungen von Halbe macht es aber mehr Sinn, die Gegenwehr vor Ort zu verankern, als die Gegenveranstaltungen von Berlin aus zu organisieren. Für Unterstützung aus Berlin ist Brandenburg natürlich dankbar."
Auch Brandenburger Politprominenz wie die grüne Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter wird an diesem Tag in der märkischen Stadt erwartet. Der Landtagsabgeordnete der Linkspartei, Stefan Ludwig, sagt: "Ich bin davon überzeugt, dass auch Bundestagsabgeordnete kommen."
Andere Protestformen stehen schon fest: Der Landesjugendring will am Bahnhof ein Transparent entrollen; die Kirche lässt Glocken läuten und veranstaltet ein interkonfessionelles Friedensgebet; die Linke lädt zu einem multikulturellen Weihnachtsfest auf dem Fontaneplatz ein. Auch eine Gegendemo wird ab 11 Uhr in der Nähe des Bahnhofes starten.
Problematisch dürfte die Anreise werden: Königs Wusterhausen ist nur mit einer einzigen S-Bahn-Linie erreichbar, die sowohl Rechte als auch Gegendemonstranten nutzen werden. Damit es nicht schon auf der Fahrt in die Stadt zu Gewalt kommt, bereiten Bundespolizei und beide Landespolizeien ein gemeinsames Konzept vor. Maik Gauer von der Bundespolizei sagt: "Wir sind bereits an den S-Bahnhöfen in Berlin präsent und werden die rechten Demonstranten in der S-Bahn von den Gegendemonstranten trennen. Unsere Kollegen begleiten zudem die Reisenden."
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