piwik no script img

Rebellen des Massakers beschuldigt

■ In der liberianischen Hafenstadt Buchanan soll die „National Patriotic Front“ (NPF) mehrere hundert Menschen hingerichtet haben / Die Opfer gehören vor allem der Ethnie des Präsidenten Samuel K.Doe an / NPF dementiert

Buchanan/Monrovia (afp/taz) - In der Hafenstadt Buchanan des westafrikanischen Staates Liberia sind nach Berichten von Augenzeugen mehrere hundert Menschen von Rebellen hingerichtet worden. Um die Kontrolle der strategisch und wirtschaftlich bedeutenden Hafenstadt liefern sich liberianische Regierungstruppen und Rebellen der „National Patriotic Front“ (NPF) seit drei Wochen erbitterte Kämpfe. Zeugen berichteten, vor allem Angehörige der Ethnien Khran und Mandingo seien von den Rebellen getötet worden. Die Rebellen hingegen machten Regierungseinheiten für die Morde verantwortlich. Staatspräsident Samuel K.Doe gehört dem Khranvolk an. Viele politische Führer des islamischen Mandigo-Volkes, das über ganz Westafrika verteilt den Kleinhandel und das Transportwesen dominiert, machen seit geraumer Zeit gemeinsame Sache mit Samuel K.Doe.

Die meisten der etwa 100.000 EinwohnerInnen Buchanans, das etwa 140 Kilometer von der Hauptstadt Monrovia entfernt liegt, haben die umkämpfte Stadt verlassen. Die Hafenstadt war schon am 19.Mai von den NPF-Rebellen eingenommen und am 26.Mai von den Regierungstruppen zurückerobert worden. Nur Tage darauf fiel sie wieder in Rebellenhand. Hunderte von LiberianerInnen und in Monrovia lebenden AusländerInnen flohen am Dienstag aus der Hauptstadt. Sie befürchteten einen Angriff der Rebellenbewegung NPF, deren Truppen seit einiger Zeit nur noch 50 km vor den Toren der Hauptstadt Monrovia stehen und nun offenbar zum Sturm auf die Kapitale rüsten. Ziel der NPF ist es, Präsident Doe zu stürzen.

Die Zahl der Flüchtlinge, die in den von Rebellen nicht besetzten Regionen im Landesinnern Schutz suchten, nahm seit Anfang dieser Woche erheblich zu. Viele BewohnerInnen Monrovias waren bereits auf dem Luftweg ins Ausland geflohen, bevor am Sonntag alle kommerziellen Fluggesellschaften ihre Flüge zum einzigen internationalen Flughafen Liberias ausgesetzt hatten. Insgesamt sollen sich mehr als die Hälfte der 2,4 Millionen EinwohnerInnen Liberias auf der Flucht befinden.

Die US-Regierung erklärte am Dienstag erneut, sie habe bei dem Konflikt in Liberia „keine Rolle“ gespielt und wiederholte den Aufruf an alle US-BürgerInnen, Liberia umgehend zu verlassen. Man halte, so die US-Regierung weiter, aber Kontakt sowohl zur Regierung von Doe wie auch zur NPF von Charles Taylor. Vor der Küste Liberias ankert ein amerikanischer Flottenverband mit 2.000 Soldaten Besatzung, die die Evakuierung aller US-BürgerInnen absichern sollen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen