■ Read me: CNN extra dry
Wenn auf dem ohnehin übersättigten Markt der wissenschaftlichen Publikationen eine Magisterarbeit als Buch erscheint, horcht man auf. Für einen Augenblick hegt man die Hoffnung, daß ein Stück „grauer Literatur“ das Licht der Öffentlichkeit erblickt, das uns im Normalfall vorenthalten geblieben wäre.
In ihrer Arbeit über den US-amerikanischen News- Sender CNN beschreibt Jutta Hammann die juristischen, technischen und marktwirtschaftlichen Voraussetzungen, die zur Gründung von CNN führten. Sie schildert die Organisation und grob die Arbeitsmethoden der Nachrichtenproduktion. Doch die Mühsal, eine wissenschaftliche Abschlußarbeit zu bewältigen, überträgt sich geradezu physisch auf den Leser. Und wenn am Ende ganze 21 befragte RedakteurInnen in die ein oder andere Richtung prozentuiert werden, um „explorativ“ etwas über das Selbstverständnis der CNN-JournalistInnen zu erfahren, schlägt die gute Absicht in Peinlichkeit um.
Immerhin: Wer wenig von Nachrichtenjournalismus und dessen industrieller Produktionsweise weiß, kann etwas lernen. Geschichte und Struktur des Ted-Turner- Networks sind hier einmal bündig zusammengefaßt. Gut wäre es gewesen, die Examensarbeit auf ihre Essentials zu reduzieren und sie als gehaltvollen Aufsatz zu veröffentlichen. So jedoch bleibt das Buch nur Trockenfutter für die nächste Generation von StudentInnen, die dann selber wieder ihre Examensarbeit abliefert: im günstigsten Fall solide, ansonsten uninspiriert. Froh, daß man es so hinter sich gebracht hat, wie es der Wissenschaftsbetrieb verlangt. baum
Jutta Hamman: „Nachrichten für das Globale Dorf. Entwicklung, Organisation und Arbeitsweise von CNN.“, Vistas-Verlag, Berlin 1994, 60 DM
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