: Razzia im Seniorenstift
Drehen die Behörden jetzt endgültig durch?
„Grenzkontrolle in Altenheim“, brüstete sich gestern die Bundespolizeiinspektion in Offenburg. Unter dem „Verdacht des Einschleusens von Ausländern“ war ein 37-jähriger Georgier an jenem mysteriösen „Grenzübergang in Altenheim“ festgenommen worden. Gemeint sein kann eigentlich nur der Übergang vom Leben zum Tod, der in den Nekropolen des Verdämmerns bei Bingo und Hagebuttentee bekanntlich ein fließender ist. Aber warum müssen die aufgehetzten Behörden nach den neblichten deutschen Außengrenzen jetzt auch noch das beschauliche Grenzland zum Styx kontrollieren? Kann man den siechen Boomern in ihren Türmen des Schweigens nicht noch einen letzten anregenden Besuch aus dem Ausland gönnen? Oder sollte da Freund Hein eingeschleust werden? Stammt der Schnitter aus Georgien, sodass dem Sensenmann persönlich die Einreise in das Seniorenstift verweigert werden musste? Aufklärung bringt ein Blick in die Geografie. Altenheim ist ein Ort, der nicht etwa in fiebrigen Abschiebefantasien eines Dobrindt oder im von ICE-Agenten belagerten Kalifornien, sondern mit PLZ 77743 an der längst befriedeten deutsch-französischen Grenze liegt, deren Kontrolle allerdings ebenso arg sinnlos anmutet wie Razzien in Altersheimen.
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