: Rauschendes Fest nach Hungerstreik
■ Sozialpläne für Bergleute versprochen
Berlin (dpa/taz) — Die rund 500 Beschäftigten der Fluß- und Schwerspat GmbH Rotleberrode (Bezirk Halle) haben ihren Hungerstreik nach Erfüllung ihrer Forderungen am Montag abend nach 84 Stunden beendet.
Wie der Betriebsrat mitteilte, erhielten die Kumpel ein Fernschreiben von ihren Verhandlungsführern aus Berlin, in dem es heißt: „Verhandlungen mit Regierung unter Anwesenheit eines Vertreters des Bundeswirtschaftsministeriums erfolgreich abgeschlossen. Kampfmaßnahmen können eingestellt werden.“ Zentrale Forderung der Kalikumpel war die Auszahlung einer Abfindung. Die Bergleute wollen im kommenden Monat nicht mit leeren Händen in die Arbeitslosigkeit entlassen werden.
Das DDR-Wirtschaftsministerium in Ost-Berlin, das die Verhandlungen mit dem Sprecherrat der hungerstreikenden Kumpel, der IG Bergbau, sowie mit Vertretern des Finanz- und Arbeitsministeriums führte, teilte mit, daß die Tarifpartner jetzt unverzüglich Sozialpläne aushandeln und vereinbaren würden.
Über die Höhe der anvisierten Abfindungen ist noch nichts bekanntgeworden. Vom Wirtschaftsministerium wurde aber versichert, daß in den Fällen, wo die Unternehmen im Bereich der Kali-Industrie die erforderlichen Fonds für die Realisierung der Sozialpläne nicht aufbringen könnten, finanzielle Mittel bereitgestellt würden.
Die Verhandlungspartner hätten zudem vereinbart, daß arbeitsmarkt- und sozialpolitische Maßnahmen vorangetrieben werden müßten, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Konkrete Projekte wurden hier allerdings nicht bekannt.
Mit ihrem am Freitag morgen begonnenen Hungerstreik hatten die Bergleute in Rotleberrode und Straßberg ihren Forderungen Nachdruck verliehen.
Sie waren dabei von den Beschäftigten der übrigen Flußspatschächte in Sachsen und Thüringen sowie den Kumpeln im Südharzer Kalibergbau unterstützt worden, die in den vergangenen Tagen zu Straßenblockaden und verschiedenen anderen Formen des Arbeitskampfes griffen. Die Gewerkschaften hatten im Falle des Scheiterns der Verhandlungen mit Protestaktionen aller 15.000 Kalikumpel der DDR gedroht.
Die Bergleute in Straßberg haben am Dienstag wieder erste Nahrung zu sich genommen. Sie versprachen, ihrer Verhandlungsdelegation „einen rauschenden Empfang“ zu bereiten.
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