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Raummmangel an der HfKKein Platz für Kunst

Studierende wollen mit einer Besetzung auf den Raummangel an der Hochschule für Künste aufmerksam machen. Die braucht das Atelier für eine Professorin.

Hannah Regenberg (sitzend), Sebastian Schneider (stehend, rechts) und weitere BesetzerInnen vom Raum 3.14.030. Bild: Michael Schmid

„Besetzt“ steht in großen roten Lettern über der Tür zum Raum 3.14.030 in der Hochschule für Künste (HfK). Drinnen sitzen mit acht KommilitonInnen die 27-jährige Hannah Regenberg und der ein Jahr ältere Sebastian Schneider, beide studieren Freie Kunst. Bis vor kurzem haben sie mit einem Dritten hier gearbeitet. Jetzt sind die Wände leer, Materialien und Werke in Sicherheit gebracht. „Nicht, dass bei einer Räumung unsere Arbeit kaputt gemacht wird“, sagt Regenberg.

Bis Freitag hatte die Hochschulleitung den drei Zeit gegeben, um den großen hellen Raum freiwillig herzugeben. Er wird gebraucht für eine neue Professorin. Sie soll ein genauso großes Arbeitszimmer bekommen wie ihre zukünftigen KollegInnen. Den Studierenden wurde eine Alternative angeboten, die sie ablehnten: Es geht ihnen nicht nur um 48 Quadratmeter im dritten Stock des Speichers XI. Sie wollen auf den Platzmangel aufmerksam machen, von dem alle HfK-Studierenden betroffen sind. „Dass wir überhaupt hier arbeiten konnten, war Luxus im Vergleich mit dem, was die anderen haben“, sagt Regenberg. In neun Klassen studieren 100 Leute, die meisten teilen sich mindestens zu zehnt ein Atelier. Nur wenige Klassen haben einen zusätzlichen Arbeitsraum wie den besetzten 3.14.030.

Noch schlechter sieht es für die 450 Design-Studierenden aus, für sie sind gar keine Arbeitsplätze vorhanden. Nur für die TeilnehmerInnen des Master-Programms hat die Hochschule einen Großraum im vorderen Teil des Speichers XI angemietet. Hier stehen die Arbeitstische eng beieinander. Eine Studentin sagt, sie könne hier gut arbeiten. Wahrscheinlich geht es, wenn alle wenig reden und sich nicht zu sehr ausbreiten.

„Wir sind auf der Suche nach weiteren Räumen“, bestätigt der Pressesprecher der HfK, Klaus Schloesser. Denn dass der Platz nicht ausreicht – darin sind sich Studierende und Hochschulleitung einig. „Wir kommen an unsere Grenze“, sagt Klaus Schloesser. In den zehn Jahren seit dem Umzug in die Überseestadt seien die Studierendenzahlen an der HfK angestiegen.

Auch der Dekan des Studiengangs Freie Kunst, Jean-François Guiton, wünscht sich mehr Atelierplätze für die Studierenden. „Aber die Wissenschaftsbehörde ist der Ansicht, dass wir die nicht brauchen, dass wir im Vergleich mit den anderen Hochschulen im Land Bremen sogar zu viel Platz haben.“ Dass die Studierenden jetzt mit einer Besetzung auf die Raumnot reagieren, ärgert ihn. Schließlich habe er ihnen eine Alternative angeboten. „Die ist vielleicht nicht so toll, aber immerhin noch halb so groß.“ Eine Räumung mithilfe der Polizei komme nicht in Frage, sagt er. Aber er hätte den Raum sehr gerne am Donnerstag der neuen Professorin Rosa Barba gezeigt, die nach langem Hin und Her zum Sommersemester endlich anfangen soll. Der letzte Eindruck, den Guiton erwecken will, ist der, dass die Neue nicht willkommen sei, dafür hatte nämlich bereits ein missglücktes Bewerbungsverfahren gesorgt.

Die Studierenden wiederum wollen ebenfalls auf keinen Fall mit ihrer Besetzung erreichen, dass Rosa Barba einen Rückzieher macht. „Ich fänd das schlimm“, sagt Sebastian Schneider, schließlich sei die Professur seit 2009 unbesetzt, die Studierenden hatten wechselnde VertretungsprofessorInnen vor sich. Aber nachdem alle Versuche, gemeinsam mit den ProfessorInnen eine Lösung zu finden, gescheitert seien, hätten sie sich zur Besetzung entschlossen. „Wir haben auch vorgeschlagen, dass sich die Professoren diese Räume teilen, weil die gar nicht darin arbeiten.“ Guiton bestätigt, dass die Räume von den KollegInnen zwar nicht als Ateliers genutzt, aber dennoch gebraucht würden. Auch als Argument bei Neubesetzungen von Stellen.

Dass die Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt der Bitte der Hochschule um die Finanzierung von zusätzlichem Platz nachkommt, ist unwahrscheinlich. „Das ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagte gestern ihre Sprecherin, die Studierendenzahlen hätten sich nicht in einem Maße erhöht, das Zusatz-Räume rechtfertigen würde.

Für den Kunst-Studenten Sebastian Schneider ist eine solche Aussage ein Beweis dafür, dass der Studiengang Freie Kunst in Bremen wenig Fürsprecher hat. Eine Einschätzung, die der HfK-Pressesprecher und der Studiendekan teilen.

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