Rathausverbot : Der dicke Hals des Oberleutnants
Was macht ein Hamburger Volksvertreter, dem der Eintritt ins Rathaus verwehrt wird? Er wird ärgerlich. „Einen richtig dicken Hals“ hatte Sozialdemokrat Michael Neumann jedenfalls noch gestern Nachmittag, wie er der taz ebenso überzeugend wie hörbar versicherte. Und er vermag nachvollziehbare Gründe zu nennen. Am Mittwochabend kurz vor 19 Uhr wurde er von einem diensteifrigen Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma P. nicht reingelassen. Im Ratsweinkeller feiere die Firma F., teilte der Scherge dem (noch) verdutzten Oberleutnant a. D. mit. Er sei der SPD-Fraktionschef, erklärte Neumann (noch immer) nicht unfreundlich, und wolle in sein Büro im dritten Stock. Nix da, beschied ihn der Wachhabende, „auch wenn Sie der Bürgermeister wären“, und riss Neumanns Hand, der in einem Anflug von Selbstjustiz zur Klinke gegriffen hatte, von selbiger fort. Darob wurde dieser aber so was von übellaunig.
Auf Vermittlung der Bürgerschaftskanzlei, die er anrief, kam der Oppositionsführer dann doch noch rein. Rausbekommen aber tat er nicht, wer für das Hausverbot verantwortlich ist. „Irgendjemand muss den Mann da ja hingestellt haben“, vermutet er nicht zu Unrecht. Auch Bürgerschaftspräsident Berndt Röder (CDU) sei „sehr verärgert“ über den Vorfall, versichert Bürgerschaftsdirektor Reinhard Wagner, und habe eine Prüfung veranlasst. Gestern Abend erteilte die Firma P. die angeforderte schriftliche Auskunft. Sie entschuldige sich vielmals für den bedauerlichen Vorfall, bei Herrn Neumann und beim Präsidenten gleich auch noch. Es werde nächste Woche noch ein ernsthaftes Gespräch mit der Firma P. geben, kündigt Wagner an. Es sei ja schließlich „nicht in Ordnung“, das Rathaus vor Volksvertretern zu schützen. SMV