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Archiv-Artikel

Rastlose Sehnsucht

Claus Hößelbarth ist tot. Aus dem Kito hatte er einen überregional bedeutenden Konzert-Ort gemacht. Erinnerungen eines Freundes

Am Hafen die Lichter sind heute besonders hell und strahlen eine merkwürdige Wärme aus. Ich habe Claus Hößelbarth übers „Kito“ kennen gelernt. Ein riesiges Open Air Konzert zwischen Kito und Lorreta zum Hafenfest. Keine „Einpaukmucke“, sondern feine Jazzmusik aus New York.

Ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein, so hochkarätige Musik in diesem kleinen Bremen Nord, das eher versucht einen dörflichen Charakter darzustellen. Keine Besinnung auf topographische Attribute, keine Bindung zum städtischen Charakter. Und dann: dieser riesige Sprung – Spitzenkonzerte, unbekannte Gruppen, pro Woche drei hochkarätige Veranstaltungen!

Dann der Knall: Claus wird vorgeworfen zu viel Schulden zu machen. Er wird entlassen. Merkwürdig, in einer Einrichtung mit diesem überregionalen Bekanntheitsgrad die betriebswirtschaftliche Lage als das Maß aller Dinge anzusehen.

Der Weggang nach Aachen… Auf einer Fete treffe ich ihn zufällig. Er sagt, dass er gerne wieder zurückkommen würde. Es spricht eine Sehnsucht aus ihm – nach Bekannten, Freunden und einem heimatlichen Gefühl.

Claus ist wieder in Bremen Nord und bewirbt sich für eine ähnliche Position im Kulturbahnhof… Bei mir keimt die Hoffnung, dass wieder etwas von der alten Kito-Atmosphäre entstehen könnte. Eine simple Meldung: Der Vorstand lässt verlautbaren, dass kein Interesse besteht. Super, die kleinkarierten Querelen haben mal wieder gesiegt.

Die letzten Treffen mit Claus auf seiner Abschiedsfete… Er sagt, dass er nach Teneriffa gehen will, um in einem Veranstaltungszentrum das Musikmanagement zu gestalten. Eigentlich müsste er schon weg sein, aber ich sehe ihn immer wieder in Nord. Gleichzeitig erfahre ich von seiner schweren Krankheit.

Ich stehe am Hafen. Eine einsame Lilie am Anleger, die Wellen schmeicheln dem Fluss. Du hast die Erdung verloren und der Strom hat deine Kraft, deine Stimme, deine Gestik mitgenommen. Aber die Erinnerung an dich und die Musik im Kito wird in unseren Köpfen bleiben. Wohl nicht für immer, aber ein leises Summen werden wir noch nach vielen Jahren hören. Werner Becker

Trauerfeier Samstag im engsten Freundeskreis