piwik no script img

Rassismus bei NRW-MinisterpräsidentRüttgers in der Mangel

SPD, Linke und Grüne attackieren den CDU-Ministerpräsidenten für seine Äußerungen über rumänische Arbeiter. CDU-Fraktionschef Helmut Stahl sieht nur eine "Lawine von Verbalmüll".

Kleiner Ausrutscher oder kalkulierter Rassismus? Die Äußerungen von Jürgen Rüttgers schlagen weiter hohe Wellen. Bild: dpa

DÜSSELDORF taz | Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) steht wegen seiner abfälligen Bemerkungen über rumänische Arbeiter weiter heftig in der Kritik. SPD, Grüne und Linke nutzten die gestrige Haushaltsdebatte im Düsseldorfer Landtag zu heftigen Attacken auf den Regierungschef.

Es sei "schäbig", dass er auf Kosten der Arbeitnehmer in Rumänien auf Stimmenfang gehe, kritisierte die SPD-Landtagsfraktionschefin Hannelore Kraft. "Solche Art von billiger Polemik ist der Nährboden für Fremdenfeindlichkeit in diesem Land." Kraft forderte von Rüttgers "eine Entschuldigung, die den Namen verdient".

Von "gezielten würdelosen Entgleisungen" sprach die grüne Fraktionsvorsitzende Sylvia Löhrmann. "Das war kalkulierte Fremdenfeindlichkeit." Um Stimmen am rechten Rand zu gewinnen, habe Rüttgers "nationalistisches Stammtisch-Gedankengut" von sich gegeben und "ganz bewusst die Klaviatur der fremdenfeindlichen Ressentiments im Wahlkampf gespielt". Wie Rüttgers negativ über andere Nationen spreche, um die eigene zu loben, sei "eine sehr beliebte Methode bei Rechtsextremisten".

Als "kalkulierten Rassismus" bezeichnete der Linkspartei-Abgeordnete Rüdiger Sagel das Rumänen-Bashing von Rüttgers. "Mit fremdenfeindlichen Parolen haben Sie dem Ansehen des Landes schwer geschadet." Außerdem erinnerte er an frühere umstrittene Äußerungen des CDU-Politikers: "Sie sind ein Wiederholungstäter."

Die schwarz-gelbe Koalition stellte sich erwartungsgemäß hinter ihren Ministerpräsidenten. CDU-Fraktionschef Helmut Stahl bezeichnete die Vorwürfe gegen Rüttgers als "Lawine von Verbalmüll". Der "kleine Ausrutscher" von ihm rechtfertige nicht eine solche "Mobilisierung der Empörungsindustrie". Sein FDP-Kollege Gerhard Papke warf SPD, Grünen und Linken eine "völlig unangemessene Empörungsinszenierung" vor. Der Rassismusvorwurf der grünen Spitzenkandidatin Renate Künast sei "bodenlos und ehrabschneidend".

Rüttgers selbst nahm in der Landtagsdebatte mit nur mit zwei dürren Sätzen zu seinen umstrittenen Äußerungen Stellung: "Ich habe mich für meine Äußerungen entschuldigt", sagte er. "Damit habe ich gesagt, was ich dazu sagen konnte und wollte."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • MG
    Mattubladehias Glatz

    Habt ihr mal die original-Passage aus seiner Rede in Duisburg gehört? Anscheinend ist er nicht nur Rassist, sondern hat auch gravierende Probleme mit der Impulskontrolle, wenn er Chinesen "würgen" will, bis sie Duisburg schön finden. Übrigens auch ein tolles Statement vom MP in NRW, wenn er eine ganze Stadt für häßlich erklärt. CDU? Nein danke kann ich da nur sagen, und zwar für immer...

  • J
    Jan

    Wenn das kein Rassismus ist, was ist Rassismus dann? Rüttgers hat pauschaliert ein anderes Volk herabgewürdigt und uns ach so tolle deutsche besonders hervorgehoben. Das ist Rassismus und Diskrimienierung! Ich zitiere jetzt einfach mal aus der Wikipedia:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus

    "Rassische Diskriminierung versucht typischerweise auf (projizierte) phänotypische und davon abgeleitete persönliche Unterschiede zu verweisen."

  • S
    Staatsbürger

    Es handelt sich ganz klar um Rassismus. Das ist allerdings in der CDU nichts Neues: Roland Koch.

    Vielleicht sollte man mal mit Wolfgang zum Integrationsgipfel. Dort gibt es auch Leute mit ähnlich rückständigen Gesellschaftsvorstellungen wie die der CDU. Wenn da die ethnischen Unterschiede nicht wären...

  • A
    Amos

    Die Äußerung Rüttgers hat ja weiß Gott nichts mit

    Rassismus gemein. Erbärmlich ist nur, dass man solche Prämmissen vorher ziehen muss, wenn man sich

    solche Heuschreckenverhältnisse schafft.

  • MG
    Mattubladehias Glatz

    Habt ihr mal die original-Passage aus seiner Rede in Duisburg gehört? Anscheinend ist er nicht nur Rassist, sondern hat auch gravierende Probleme mit der Impulskontrolle, wenn er Chinesen "würgen" will, bis sie Duisburg schön finden. Übrigens auch ein tolles Statement vom MP in NRW, wenn er eine ganze Stadt für häßlich erklärt. CDU? Nein danke kann ich da nur sagen, und zwar für immer...

  • J
    Jan

    Wenn das kein Rassismus ist, was ist Rassismus dann? Rüttgers hat pauschaliert ein anderes Volk herabgewürdigt und uns ach so tolle deutsche besonders hervorgehoben. Das ist Rassismus und Diskrimienierung! Ich zitiere jetzt einfach mal aus der Wikipedia:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus

    "Rassische Diskriminierung versucht typischerweise auf (projizierte) phänotypische und davon abgeleitete persönliche Unterschiede zu verweisen."

  • S
    Staatsbürger

    Es handelt sich ganz klar um Rassismus. Das ist allerdings in der CDU nichts Neues: Roland Koch.

    Vielleicht sollte man mal mit Wolfgang zum Integrationsgipfel. Dort gibt es auch Leute mit ähnlich rückständigen Gesellschaftsvorstellungen wie die der CDU. Wenn da die ethnischen Unterschiede nicht wären...

  • A
    Amos

    Die Äußerung Rüttgers hat ja weiß Gott nichts mit

    Rassismus gemein. Erbärmlich ist nur, dass man solche Prämmissen vorher ziehen muss, wenn man sich

    solche Heuschreckenverhältnisse schafft.