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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... Berlin? Rasant altern

Von CLP

Na, erinnern Sie sich noch an die 800-Jahr-Feierlichkeiten 1992? An den Trubel in der frisch wiedervereinigten Stadt, die bemerkenswerte Doppelausstellung im Gropius-Bau und im Märkischen Museum, die internationale Parade Unter den Linden und all die Sonderbriefmarken und Fahnen mit dem schnieken „800“-Logo? Nein? Moment mal …

Hoppla, Sie hatten recht: Berlin ist nach bisherigem Ermessen lediglich 771 Jahre alt. Denn bis zum heutigen Tag datieren Historiker die Geburtsstunde der Hauptstadt auf das Jahr 1237 unserer Zeitrechnung. Damals nämlich wurde ein gewisser Pfarrer Symeon von der Petrikirche urkundlich erwähnt. Die stand auf dem Petriplatz zu Cölln auf dem Gebiet der heutigen Fischerinsel. Dort steht heute zwar keine Kirche mehr, aber der Senat lässt den geschichtsschwangeren Ort neu gestalten. In diesem Zusammenhang finden zurzeit Ausgrabungen statt – und die haben nun ergeben: Berlin entstand 1192 und ist somit ganze 45 Jahre älter.

Zugeflüstert hat das den Archäologen des Landesdenkmalamts eine alte Eichenbohle, die dereinst den Keller eines Fachwerkhauses stützte. Aus dem charakteristischen Muster der Jahresringe kann die Hilfswissenschaft der Dondrochronologie das Alter eines solchen Stammes ziemlich exakt bestimmen – und weil Bauholz damals in den seltensten Fällen länger als ein halbes Jahr gelagert wurde, gilt auch der Zeitpunkt der Verbauung als relativ sicher.

Fragt sich bloß, ob das, was da anno 1192 auf der Spreeinsel herumstand, schon „Stadt“ genannt zu werden verdient. Das werden die Historiker zu entscheiden haben. Wenn ja, dann folgt auf die 750-Jahr-Feier von 1987 dann eben die 850-Jahr-Feier – im Jahr 2042. CLP FOTO: AP