: Randale und Schlägereien
■ DDR-Jugendliche in Trebbin provozierten Auseinandersetzungen mit Mosambikanern / Massive Schlägereien Auch in Heidenau und Jena schlugen sich Deutsche mit Afrikanern / Polizei mußte eingreifen / Verletzte und Verhaftungen
Pirna/Luckenwalde/Jena (adn/ taz) - Eine Gruppe von etwa 30 DDR-Jugendlichen hat am Sonntag abend in Trebbin im Kreis Luckenwalde die Fenster eines Ausländerwohnheims eingeschmissen, in welchem Afrikaner, vorwiegend BürgerInnen aus Mosambik, untergebracht sind. Dies war der Auftakt zu heftigen Hauereien.
Die aufgebrachten Mosambikaner begaben sich daraufhin zum Kulturhaus der Stadt und warfen dort ihrerseits Fenster ein und beschädigten einige Mopeds, Kräder und Autos. Es kam auch zu mehreren Prügeleien zwischen Mosambikanern und Deutschen im Stadtgebiet.
Erst durch massiven Polizeieinsatz, zu dem teilweise auch Bereitschaftspolizisten herangezogen wurden, gelang es in dem kleinen Städtchen, den provozierten Auseinandersetzungen ein Ende zu machen. Bei den Streitigkeiten gab es nach offiziellen Angaben sechs Verletzte, die ambulant behandelt wurden, darunter zwei Polizisten.
Schwere Schlägereien haben Deutsche und Mosambikaner am Wochenende auch in Heidenau ausgetragen. Während am Freitag Gewalttätigkeiten noch verhindert werden konnten, eskalierte die Situation am Samstag abend. Der Polizei war es zunächst nicht gelungen, die Auseinandersetzungen zwischen den jeweils 40 Personen starken Gruppen zu unterbinden. Diese waren mit Zaunlatten, Pflastersteinen und Flaschen aufeinander losgegangen.
Gegen Mitternacht wurde die Schlägerei schließlich beendet. Die Deutschen räumten das Feld, die Mosambikaner kehrten in ihr Wohnheim zurück. Bei den Ausschreitungen ging ein erheblicher Teil des Tanzlokals „Sachseneck“ zu Bruch. Acht Personen wurden verletzt, sechs von ihnen mußten in ein Krankenhaus gebracht werden. Fünf erhielten dort eine ambulante Behandlung, einer wurde stationär aufgenommen.
Folgenschwere Randale vor dem Jenaer Jugendklub „Trend“ meldete die Polizei der Presse am Montag morgen. In der Nacht zum Sonntag war es zu tätlichen Auseinandersetzungen gekommen, an denen 60 bis 70 Personen, darunter etwa 20 Skinheads, beteiligt waren.
Den Aufforderungen der zu Hilfe gerufenen Polizei leisteten die im Clinch liegenden Gruppen nicht Folge, im Gegenteil, es kam zu Übergiffen auf Polizisten. Einer von ihnen wurde dabei verletzt, der Streifenwagen stark beschädigt. Die Polizisten gingen schließlich mit Schlagstöcken gegen die Jugendlichen vor. Die Lage spitzte sich dermaßen zu, daß sich ein Polizist gezwungen sah, einen Warnschuß in die Luft abzugeben.
Vier Personen wurden nach der Straßenschlacht festgenommen, gegen eine von ihnen wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Behinderung staatlicher Tätigkeit eingeleitet und Haftbefehl erlassen. Zwei weitere Jugendliche müssen sich nach Polizeiangaben nun auf ein Ordnungsstrafverfahren gefaßt machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen