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Ramos: Präsidentin Aquino ist zu zögerlich

■ Spekulationen um Regierungsumbildung / Waffenstillstands– vereinbarungen mit Guerilla bis Donnerstag unterschriftsreif

Manila/Washington (afp) - Die philippinische Präsidentin Corazon Aquino hat am Dienstag Gespräche zu einer Neubildung der Regierung fortgesetzt. Politisch brisant ist nun die Frage, ob die Präsidentin für die Loyalität ihrer Armee auch ihre eher linken Kabinettsmitglieder opfern wird. Zwei Tage nach der Entlassung des putschverdächtigen Verteidigungsministers Juan Ponce Enrile und dem Rücktritt des gesamten Kabinetts empfing die Präsidentin zwei ihrer umstrittensten Regierungsmitglieder. Der Minister für lokale Verwaltung, Aquilino Pimentel, und Arbeitsminister Augusto Sanchez trafen einzeln mit der Staatschefin zusammen. Nach den Unterredungen gaben sie keine Erklärungen ab. Aquinos Sprecher, Teodoro Benigno, hatte am Montag erklärt, „zwei bis vier“ Minister würden im neuen Kabinett ersetzt. Sollten die beiden Minister fallen, wäre das neue Kabinett wirklich einheitlich, nämlich rechts. Nach Berichten von Gewährsleuten hat Ramos der Präsidentin klargemacht, daß bei den Streitkräften „Frustration“ über den Mangel an Entschiedenheit herrsche, mit der die Regierung den „Krieg mit den Kommunisten“ führe. Den Regierungsvertretern, welche die Verhandlungen mit der kommunistischen Guerilla führen, gab die Präsidentin nach Enriles Entlassung und der Kabinettsauflösung eine Woche, um zu einem Waffenstillstandsabkommen zu gelangen. Die Delegationen trafen am Dienstag zusammen, der Abschluß eines Abkommens könnte am Donnerstag erfolgen. Die Washington Post übte am Dienstag scharfe Kritik an Frau Aquino, die es an „mutiger persönlicher Initiative“ gegenüber den Rebellen fehlen lasse. Die Vorgänge vom Wochenende seien ein politischer Sieg des Militärs. Klare Unterstützung der bis jetzt aufrechterhaltenen Demokratie auf den Philippinen durch die USA sei um so dringender geboten, als sich ehemalige Anhänger und Nutznießer des Marcos–Regimes um Enrile scharen könnten. Währenddessen bot die rechtskonservative Partei NP Enrile den Parteivorsitz an. Der Internationale Währungsfonds hat Erleichterung über die nach Enriles Entlassung eingetretene Beruhigung der Lage auf den Philippinen bekundet und sich für die Wiederaufnahme von Umschuldungsverhandlungen ausgesprochen.

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