Ramble Jon Krohn alias Rjd2 im 13. Stock : Mehr an Eleganz
Vielleicht freut er sich ja darüber, dass er in Hamburg auftritt. Wenn ihm dazu noch irgendwer die hartnäckige Geschichte zuträgt, das Schanzenviertel, an dessen Rand er das tut, zeichne sich durch eine größere Häufung von Schallplattenläden aus als irgendein Ort sonst, dann freut sich Ramble Jon Krohn vielleicht noch ein bisschen mehr, wer weiß.
Denn im Leben des seit Kindesbeinen meist nur RJ Geheißenen spielen Platten eine große Rolle. Und obwohl er unter seinem Pseudonym RJD2 – inzwischen Rjd2 – seine bescheidene Bekanntheit zunächst unter den Fans der Abseiten und Nischen des HipHop erwarb, dürfte sein Plattenschrank abwechslungsreicher gefüllt sein als bei so manchem DJ-Kollegen.
Auf seinem Debütalbum Deadringer verblüffte Rjd2 vor gut zwei Jahren mit einer so unbekümmerten wie akribisch gefertigten Cut‘n‘Paste-Idee von HipHop: Er schichtete minutenlange Samples und ganze Gesangsspuren übereinander, und immer wieder musste man sich daran erinnern, dass das, was da zu hören war, eben kein 1970 eingespieltes obskures Soulstück war.
Als es dann darum ging, Deadringer auch auf die Bühne zu bringen, stand er vor einer Entscheidung: „Entweder alles ziemlich genau so wieder aufführen, wie es auf dem Album klingt. Oder mit eingeschränkten Ressourcen arbeiten.“ Was er tat: Auf bis zu vier Plattenspielern gleichzeitig ließ er die Elemente seiner Stücke rotieren, um sie in Echtzeit wieder zu rekonstruieren – nicht immer ganz präzise, aber umwerfend funky.
Hatte Rjd2 damals noch diverse befreundete Rapper um sich – dieselben Kollegen, für die er seitdem unzählige Stücke produziert oder Remixe angefertigt hat – wollte er zuletzt „nichts tun, was zwischen die Parameter von HipHop fällt“. Since We Last Spoke, Rjd2s zweites Album, ist kaum sortenrein, dafür im besten Sinne eklektisch, und gerappt wird darauf keine einzige Zeile.
Ganz unbesorgt lässt Rjd2 erklärt durch The Police inspirierte Rock-Ästhetik auf allerlei Tanzmusiken treffen, ohne je in die schweinigelnden Gefilde von BigBeat – oder wie dieser unsägliche Hype vor ein paar Jahren hieß – zu verfallen. Von Sampler- und Plattensammlungs-Effekthaschern wie Fatboy Slim unterscheidet Ramble Jon Krohn nicht etwa das fehlende Talent. Sondern das Mehr an Eleganz. Alexander Diehl
Sa, 23 Uhr, 13. Stock, Max-Brauer-Allee 279; bereits ab 21 Uhr ist Rjd2 bei „BTTB“ auf FSK 93,0 zu Gast