Rätselhaftes Dithmarschen: Massakrieren mit Marschmenschen:
Sizilien hat seine Mandelblüte,die Provence ihre Lavendelfelder undJapanern wird beim Hanami, dem heiß geliebten Kirschblütenfest, ganz waidwund ums Herz. Ähnlich hingebungsvoll, aber mit ortsüblich unfiligranerer Gefühlsausstattung reagieren Dithmarscher, wenn auf ihrer von Büsum bis Schafstedt hingekrümelten Heimatscholle der Kohlanschnitt begangen wird. Heiß ramentert das freie Bauernblut in den Adern der Marschmenschen, wenn dem ersten von Millionen Krautköpfen in Europens größtem geschlossenen Kohlanbaugebiet rituell das Haupt vom Halse geschlagen wird. Auf Geheiß des zuständigen Agrar-Häuptlings (derzeit: R. Habeck, Grüne) hackt der bereitstehende Bauernhaufen sodann im Blutrausch mit Macheten und Hochleistungsrodern auf das wehrlose Gemüse ein, bis das Blut knöchelhoch in den Furchen schwappt. Seit gestern lockt das makabre Spektakel wieder hartgesottene Tagesausflügler aus der Zivilisation an, die jedoch meist schnell der giftgrünen Dunstglocke oder dem pestilenzartigen Gestank nach 80 Millionen Kohlköpfen erliegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen