■ Radsport: Knick in der Optik
Corva di Azzano (dpa/taz) – Mehr mit der Tücke des Objekts als mit ihren Gegnern hatten der Berliner Mike Kluge und Ralph Berner aus Frankfurt/Main bei den Querfeldein-Weltmeisterschaften im italienischen Corva di Azzano zu kämpfen. Kluge war drauf und dran, seinen Titel bei den Profis zu verteidigen, da sprang an seinem Fahrrad die Kette ab und der Franzose Dominique Arnould zog an ihm vorbei. In einem packenden Finish versuchte der 30jährige Berliner verzweifelt, doch noch seinen vierten WM-Titel zu holen, doch er quälte sich vergebens. 9 Sekunden hinter Arnould kam er ins Ziel. „Ich hatte zwei Kettenschäden, einen recht früh, den zweiten kurz vor Schluß. Beim zweiten Mal fehlte mir einfach die Kraft, um noch einmal an dem Franzosen vorbeizuziehen“, meinte Kluge und grämte sich: „Weder im Training noch in einem Wettkampf hatte ich in dieser Saison einen Defekt. Und jetzt das, wenige Meter vor dem Erfolg.“
Beim Amateur Ralph Berner hielt zwar die Kette, dafür bekam er mächtige Probleme mit seinen Kontaktlinsen. „Meine Haftschalen wurden vom Staub zu sehr eingeschmutzt. In der fünften Runde nahm ich sie während des Rennens heraus und warf sie weg“, berichtete er im Ziel. Auf der Rundstrecke am Fluß Meduna, die an einem Deich viele kurze und steile Auffahrten und Abstiege enthielt, überzeugte Berner mit einer beeindruckenden Aufholjagd. Gemeinsam mit dem Schweizer Weltmeister von 1991, Thomas Frischknecht, verfolgte er eine Spitzengruppe und erreichte sie nach gut zwei Runden Alleinfahrt. Eingangs der vorletzten Runde fuhr er ab, lediglich Mountainbike-Weltmeister Henrik Djernis (Dänemark) hatte am Ende noch die Kraft zum Kontern. In dem sehr schnellen Rennen flog er auf dem letzten Kilometer noch an Berner vorbei und gewann mit sechs Sekunden Vorsprung vor Berner den ersten dänischen Weltmeistertitel im Radcross bei den Amateuren. Dieser ist zugleich der letzte, denn ab dem kommenden Jahr bestreiten Amateure und Profis gemeinsam das WM-Rennen.
Amateure: 1. Henrik Djernis (Dänemark) 46:12 Minuten, 2. Ralph Berner (Frankfurt/Main) 6 Sekunden zurück, 3. Daniele Pontoni (Italien) 19, 4. Ondrzej Lukes (Tschechische Republik) 20, 5. Frank Groenendaal (Niederlande) 40
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