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■ RadiodaysSamstag

Wir kennen das: Sobald die Namensliste der düsteren Novembertage bedrohlich wächst – Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag – nutzt kein Ausweichmanöver mehr; dann stehen wir vor einer nieselnd grauen Wand und kriegen den „Philosophischen“... Das wissen die Programmleute. Sie nehmen uns ans Herz und führen uns ins Innenreich jener KünstlerInnen, die sich unabhängig von den Jahreszeiten mit den Grunddingen des Lebens beschäftigten. „Blue“, der assoziative Schlußmonolog von Derek Jarman, ist hierfür ein Beispiel. Das Hörspiel ist eigentlich der Soundtrack zum letzten Film des britischen Regisseurs, der im Februar an Aids starb. 75 Minuten lang blieb die Leinwand in leuchtendes Blau getaucht, sonst gab es nichts Optisches. Aus diesem Monochrom heraus erhoben sich Geräusche, Musik, Aperçus und Texte des fast Erblindeten, der seine Situation poetisch und präzise ins Exemplarische hebt. Mit Jarmans Klarheit verlieren selbst die tragischsten Dinge ihr sperriges Pathos. Was vor allem seine charakteristische Stimme (sehr offen, sympathisch, voll glucksender Selbstironie) herüberbringt. Schade, daß wir die deutsche Übersetzung hören werden. (DeutschlandRadio Köln, 20.05 Uhr).

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