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Radio Bremen seniorenfeindlich?

■ Schmidtmanns „Senioren-Talkshow“ wird im Radio nicht gesendet: „zu wortlastig“

Jens Schmidtmann, selbsternannter Talkshowmeister für Bremens SeniorInnen, ist sauer. Die Hansawelle von Radio Bremen hat seiner Anfrage nach „Sponsoring“ eine globale Abfuhr erteilt — und Radio Bremen Zwei gleich hinterdrein. Nun hat er's schriftlich: Man muß ihm leider „seine Hoffnungen“ nehmen. Über diesen Satz erbost sich Jens Schmidtmann besonders. Denn: „Meine Hoffnungen sind das doch nicht, die Radio Bremen zerstört, wenn es die Talk-Runde nicht mitschneidet. Ich setze mich nur für die Wünsche der SeniorInnen ein.“

Seit 1988 lädt Jens Schmidtmann einmal monatlich mehr oder weniger prominente Gäste vor sein bejahrtes und, wie er findet, besonderes Publikum, denn: „Die SeniorInnen diskutieren lebhaft mit!“ Nicht alle Prominenz, die geladen ist, kommt auch, das hat sich in Bremen bereits herumgesprochen, aber trotzdem hat die Veranstaltung Zulauf. Schon zweimal mußte man in größere Räumlichkeiten wechseln; heuer trifft man sich in der dritten Sparkassenetage am Brill.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Und der fällt besonders auf die kranken und gehbehinderten Fürsprecher von Schmidtmanns-Nachmittags-Show. „Manche können aus Krankheitsgründen überhaupt nicht mehr kommen,“ berichtet er. Und deshalb wird der Moderator immer wieder gefragt, ob die Talks nicht im Radio gesendet werden könnten. „Das wäre doch sehr schön!“ sagen seine Gäste — und das findet auch Schmidtmann selbst.

Rückendeckung für seine Forderung nach einem Sendeplatz gibt ihm seine eigene Statistik: In Bremen leben 120.000 Senioren, weiß er - und insgesamt 15.000 habe er mit seinen Veranstaltungen erreicht, rechnet er vor. „Gute zehn Prozent also.“ Nach der Sende-Absage müsse der Sender sich fragen lassen, ob er seniorenfeindlich sei, meint Schmidtmann.

Bei Radio Bremen sieht man das anders — und gelassen. Obwohl auch hier die Herzen höher schlagen, wenn Schmidtmann gleich zur Presse läuft: „Schließlich habe ich mehrmals mit ihm gesprochen,“ sagt Erhard Schiemann, der zuständige Redakteur bei der Hansawelle, und findet Schmidtmanns öffentliche Beharrlichkeit „fast kess.“ Zumal doch klar sei, daß der Schmidtmann'sche Beitrag „einfach zu wortlastig“ wäre: Bei der Hansawelle werden Wortbeiträge in Minuten, nicht in Viertelstunden gesendet.

Ähnlich sieht man das auch im Zweiten Programm. „Immerhin geht es um eine Menge Holz“, sagt Jochen Schütt — und meint Sendezeit. Außerdem seien „die Stimmen schwer zu unterscheiden, und die Zuhörer würden nicht verstehen, warum wir das bringen.“

Den Vorwurf der Seniorenfeindlichkeit weist er zurück. Aber er versteht Schmidtmanns Enttäuschung: „Er hat eben eine spezifische Perspektive.“ ede

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