: Radikale Linke - feminismusfreie Zone
■ betr.: "Weitermachen, über die Grenzen hinweg", "Relative Stärke der Sektenexistenz", taz vom 5.6.90
betr.: „Weitermachen, über die Grenzen hinweg“, „Relative Stärke der Sektenexistenz“,
taz vom 5.6.90
Ebertrampertmann, Fülberth, Gremliza - drei, vier Mann, ein Papier und nun dieser Kongreß. Durchgängig beweint wurde das Ausbleiben der Feministinnen auf den Podien. Welche wundert's?
Ich zitiere: „Es wird Zeit, daß eine radikale Linke den Geschlechterkonflikt nicht länger durch die Klassenfrage zu verdecken versucht.“ Da hat wohl einer (ich vermute Trampert s.u.) in einem alten Ordner (Jahrgang 68-70) einer Frau gestöbert.
An anderer Stelle wird der Verlust emanzipatorischer Kraft beschworen, wenn es den Frauen nur „um ein Plätzchen an der Sonne geht“. Den Satz muß sich Fülberth ausgedacht haben, weiß er als Prof doch am besten wohin die Sonne scheint.
Die selbstkritische Komponente, „daß sich auch die meisten Linken den Inhalten der Frauenbewegung gegenüber Nichtbeachtung erlauben“, kann nur von Gremliza stammen. Ist dieser doch bereits Ende 1989 über sich hinausgewachsen, als er in radikaler Konsequenz der SPD seinen Austritt erklärte.
Da ein vierter Satz zu Frauen im Papier nicht vorkommt, hat wohl Ebermann (der wieder mal so unnachahmlich verstrubbelt mit der Seht-her-wie-ich-wieder-nächtelang-durchgevögelt -habe-Attitüde auf dem Podium saß) beim „Frauenteil“ Schlaf nachgeholt.
Es gibt nur eine Lösung: Die Typen müssen runter vom Podium. Fülberth studiert derweil an seinem Sonnenplätzchen die Erkenntnisse der Frauenbewegung (Literturliste kann angefordert werden), Gremliza kuriert seinen Hexenschuß (sic!) und liest dabei nicht die Leitartikel seiner Konkurrenten, sondern holt sich bei Fülberth besagte Literaturliste und so weiter. Trampert reflektiert über seinen in einem Interview losgelassenen Satz, daß er beim Rumgebumse „immer von Gleichberechtigung ausging“. Ebermann kommt ins Kulturprogramm nach 24 Uhr, weil frau ihm einfach einen komödiantischen Flair zugestehen muß.
Währenddessen machen wir weiter unsere Studien, Kongresse, Teach-ins... und zeigen denen was eine Radikalfeministische Linke ist.
Elke Schüßler, Karlsruhe
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