RUSSISCHE ROCKER ANTE PORTAS : Angst und Schrecken auf zwei Rädern
Landespolitiker haben sich besorgt über den Motorradkorso nach Berlin geäußert, den der russische Club „Nachtwölfe“ plant. Anlass für die Tour der Rocker, die auch durch Polen, Tschechien und Österreich führen soll, ist der 70. Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 9. Mai 1945.
„Ich bin der Roten Armee dankbar für die Befreiung vom Nationalsozialismus, aber nicht dieser Motorradgang, die Angst und Schrecken verbreitet“, sagte der grüne Innenexperte Benedikt Lux zur taz. Es handele sich um die Machtdemonstration einer nationalistischen Gruppe, die nur schwer zu ertragen sei. Man müsse „alle Rechtsgrundlagen prüfen“, mit denen sich die Fahrt verhindern lasse.
Ähnlich sieht das der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber, der sich auch mit Rockerkriminalität befasst. Es sei wahrscheinlich, dass die Teilnehmer nicht sofort die Heimreise anträten, sondern länger blieben, sagte er. „Da kann noch was auf uns zukommen.“ Die antifaschistische Geste hält Schreiber für „vorgeschoben“.
Derweil gilt nach Angaben der Berliner Polizei das sogenannte Kuttentrageverbot nicht für die „Nachtwölfe“. Laut einem Sprecher betrifft dieses einen Motorradclub erst dann, wenn eine seiner Unterorganisationen in Deutschland verboten ist. Der russische Club ist in Deutschland allerdings nicht einmal präsent.
Am 9. Mai wollen die „Nachtwölfe“ unter ihrem Anführer Alexander Saldostanow nach eigenen Angaben Blumen am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park niederlegen. Saldostanow, der als persönlicher Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt, lebte in den achtziger Jahren in Berlin, wo er in einem besetzten Haus in der Winterfeldtstraße wohnte und als Türsteher im Sexton-Club arbeitete. CLP