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Archiv-Artikel

RUDOLF BALMER ÜBER DIE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN IN FRANKREICH Die Republik verteidigen

Drei Viertel der Franzosen und Französinnen haben gegen Nicolas Sarkozy gestimmt.“ Mit Ségolène Royal, die so mit ihrem Wahlgegner von 2007 abrechnet, freuen sich in Frankreich all jene über die Ergebnisse der ersten Runde, die sich vor allem eine Abstrafung des Staatspräsidenten erhofft hatten. Und es war ja auch die angekündigte Schlappe für Sarkozy: Ihm bleibt nicht einmal eine geringe Wahlbeteiligung als Ausrede– 80 Prozent gingen wählen!

Sarkozy hat nun zwei Wochen, um erstens einfach so zu tun, als könne ihm diese Desavouierung durch das Volk nichts anhaben, und zweitens für die „große Überraschung“ zu sorgen, die er seinen Anhängern seit Tagen verspricht. Die eigentliche Überraschung hat aber Marine Le Pen den beiden Favoriten bereitet. Der Front National hat annähernd 20 Prozent der Stimmen erhalten. Wie andere rechtspopulistische Bewegungen in Europa hat er damit bewiesen, dass die Krise nationalistische Reaktionen wie Allergien auslöst und fremdenfeindliche Programme als vermeintliches Allheilmittel attraktiv macht. Sarkozy hatte sich der aggressiven FN-Propaganda schon weit angenähert. Er wollte damit dem FN wie 2007 das Wasser abgraben. Er hat das Gegenteil erreicht und ist darum für den Vormarsch der extremen Rechten verantwortlich. Le Pen hat ihn ausgetrickst.

An François Hollande ist es nun, die Grundwerte der französischen Republik zu verteidigen, die der bisherige Präsident für ein paar Prozentpunkte aus dem FN-Lager zu verschachern bereit ist. Je mehr sich Sarkozy aus Opportunismus bei den Rechtspopulisten anbiedert, desto glaubwürdiger wird Hollande als Retter vor dem ganz rechts gähnenden Abgrund. Wenn er die Rolle denn annimmt – und ausfüllen kann.

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