ROHSTOFFBOOM: ENTWICKLUNGSHILFE VERLIERT AN BEDEUTUNG : Öl auf afrikanisches Feuer
Wenn die Ölpreise steigen, fließt mehr Geld von Verbrauchern zu Produzenten. Zu diesen gehören die ölproduzierenden Staaten der Welt. Und je teurer Öl wird, desto mehr davon gibt es. Vor allem in Afrika mutiert ein Staat nach dem anderen zum Ölexporteur – und kann auf Mehreinnahmen hoffen, die sämtliche Zuwendungen aus der staatlichen Entwicklungshilfe in den Schatten stellen.
Bis zu 1.000 Milliarden Dollar an Öleinnahmen könnten, wenn der Ölpreis so hoch bleibt wie jetzt, bis zum Jahr 2020 nach Afrika fließen, dessen Ölproduktion von gegenwärtig 9,3 Millionen auf 14,1 Millionen Barrel täglich steigen wird. Dies auf der Grundlage der größten Privatinvestitionen, die der Kontinent seit Kolonialzeiten gesehen hat. Und die Rohstoff-Hausse ist nicht auf Öl beschränkt, sondern sie betrifft sämtliche Bodenschätze und damit sämtliche Länder Afrikas.
Welche afrikanische Regierung soll sich da in Zukunft noch um Konditionalitäten europäischer Entwicklungshelfer Gedanken machen? Die Herausforderung der Zukunft in Afrika wird darin bestehen, wie mit dem neuen Reichtum aus Ölförderung und Mineralienabbau umzugehen ist. Wer verfügt über das Geld? Wer verhindert, dass es in private Taschen einer schmalen Elite fließt? Wer garantiert der Masse der Afrikaner, die täglich nicht genug zu essen hat, Mitsprache?
Es gibt internationale Initiativen für Transparenz in der globalen Rohstoffwirtschaft: die britische „Extractive Industries Transparency Initiative“ (EITI), die internationale Kampagne „Publish What You Pay“ (PWYP). Auf UN- und OECD-Ebene gibt es Regelwerke für Investitionen in Entwicklungsländern. Aber wer nicht will, macht auch nicht mit. Deutschland gehört zu den Bremsern: Unter dem Vorwand, Deutschland habe keine Interessen in Afrika, verschließt die Bundesregierung vor deutschen privatwirtschaftlichen Aktivitäten auf dem Kontinent die Augen und arbeitet nicht aktiv an Initiativen zur Verbesserung des Ressourcenmanagements mit. Es ist an der Zeit, die Entwicklungspolitik auf eine neue Grundlage zu stellen. DOMINIC JOHNSON