ROBIN ALEXANDER über SCHICKSALE : Schatz, wir haben eine ***** im Haus!
Liebende können sich per SMS alles sagen. Fast alles. Keine Sorge: Das kann schon mal vorkommen
„I could stop the car and pull the hand break. Lie u on the front of the car, slide my hands up your *****, pull them down and kiss all the way up the inside of your legs and then I would **** you and **** your ******* and than make love to you on the car.“ Diese SMS schickte David Beckham seiner Geliebten Rebecca Loos. Ich zitiere nach der Zeitung Sun, die auch die komischen ********* eingefügt hat. Kein Zufall, dass es SMS war. Diese Technologie ist eine erotische, gleichzeitig direkt und intim (wenn die Kurzmitteilung nicht gerade den ********* von der Sun in die Hände fällt).
Auch ich bekomme von meiner Freundin SMS, in denen sie ganz explizit schreibt, was sie von mir will: „Komme Samstag. Bitte keine Chaos-Wohnung!!!“ Vierzehn Tage war sie auf Dienstreise, und in vierzehn Tagen kann man viel in Unordnung bringen. Freitag nach der Arbeit mache ich also klar Schiff: Die Zeitungen kommen zum Altpapier, die Flaschen zum Altglas, die Verpackungen zum Altplastik und der Kühlschrankinhalt zum Biomüll. Ich fege, putze, wische, spüle, wasche, hänge zum Trocknen auf, beziehe das Bett frisch, reiße vertrocknete Blumen aus, pflanze neue, tünche die Wände, ziehe die Dielen ab und nehme noch ein paar längst überfällige bauliche Veränderungen vor. Geschafft! Die Hütte ist tipptopp, ich fühle mich wie Herkules, nachdem er die Ställe des Augias ausgemistet hat, und will gerade eine SMS („Hier ist nichts mehr schmutzig außer *******. Dein Meister Propper“) schicken – da raschelt es im Flur.
Ich traue meinen Augen nicht: ein Tier. Ein Tier mit spitzer Nase und Zähnen. Kein possierlicher kleiner Nager. Kein süßes Mäuschen. Sondern eine echte, fiese Ratte. Wir haben tatsächlich eine Ratte in der Wohnung. Uäääh! Als ich versuche, sie zu fangen, indem ich einen Topf über sie stülpe, verschwindet sie unter der Badewanne. Wie soll ich diese Nacht überstehen? Vor allem: Wie sag ich das meiner Freundin? Wie bringt man einer Frau schonend bei, dass in ihrer Abwesenheit eine Ratte in die gemeinsame Wohnung gezogen ist? Mit einer vorsichtigen SMS: „Liebling, wir haben eine ***** im Haus“?
Nein, das hat alles keinen Sinn. Hier droht eine klassische Sie-oder-ich-Situation, zu deren Abwendung man keine Kosten und Mühen scheuen darf. Also rufe ich den „Notdienst Schädlingsbekämpfung ,Der Berliner Bär'“, der auch Freitagabend ausrückt. Der Berliner Bär ist ein netter junger Mann, der mir die Angst nimmt, ich sei endgültig asozial geworden. „Unter ihrer Wanne fehlt ein Sieb, da konnte die Ratte durchschlüpfen. Die Viecher sind überall in den Steigrohren der Häuser hier – so nahe am Kanal. Ratten haben viele.“ Ratte im Haus komme vor, die Leute schämen sich nur, ihrem Nachbarn davon zu erzählen. Der Bär installiert eine Falle unter der Badewanne und kittet die Fugen zu. „Es soll drei mal so viel Ratten wie Menschen in Berlin geben“, sagt er zum Abschied. Das wären 10 Millionen Ratten: 10.000.000!, male ich mir aus, während ich im Bett liege und auf ein Schnappen warte. Und tatsächlich. Nur sechs schlaflose Stunden später. Da ist es: Klack. Schnell unter die Badewanne geguckt. Ha! Wahrlich, brav getroffen! Nur noch 9.999.999.
Der Bär holt am nächsten Morgen seine Falle und die tote Ratte ab. Alle Spuren sind beseitigt, als am Nachmittag endlich meine Freundin eintrifft. Sie sieht sich in der Wohnung um und dann mich an: „Typisch Mann, einmal ordentlich geputzt, und schon strahlen sie, als hätten sie ein Raubtier erlegt.“
Fragen zu *****? kolumne@taz.de MONTAG: Wladimir Kaminer