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Archiv-Artikel

ROBIN ALEXANDER über SCHICKSAL Hilfe, die Schwedenfans!

Wer im Urlaub im Regen gesessen hat, will sich anschließend nicht verarschen lassen

Erneute (ernst zu nehmende) Warnung der Redaktion: Leser, die einen stilisierten Elch als Aufkleber an ihrem Auto haben, sollten auch diesen Text wieder mit der nötigen Gelassenheit lesen.

Wir müssen an dieser Stelle leider noch einmal über Schweden reden. Denn der unlängst an diese Stelle unter dem Titel „Schlimmer geht immer“ veröffentlichte ausgewogene Reisebericht über einen Sommerurlaub hat trotz oben stehender Warnung zu ernsten bilateralen Verwerfungen geführt. Keine Sorge: Das Königreich Schweden, das seit über zweihundert Jahren gute Beziehungen zu wirklich allen deutschen Regierungen unterhält, hat nicht mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht. Auch sind weder Erz- noch Möbellieferungen gefährdet. Deutsche Fähren dürfen auch in Zukunft in Trelleborg anlegen. Die Botschaft hat nicht einmal ihr taz-Abo gekündigt.

Nein, nicht die Schweden sind sauer, sondern die deutschen Schwedenfans. Die aber dafür richtig: „Ich habe sehr gelassen der Bericht gelesen, aber was dort geschrieben wurde, verwundert mich schon ein wenig. Ich fahre jetzt seit gut 38 Jahren nach Schweden … Es ist mir viel zu primitiv, weiter auf diesen geschriebenen Scheissdreck einzugehen. Zum Glück hat Schweden solche Robin Alexanders nicht nötig!!!! Der Name sagt ja eigentlich schon alles.

Diesem Leserbriefschreiber möchte man nicht allein auf einem dunklen schwedischen Waldweg begegnen, wenn er in seinem Volvo sitzt.

Die meisten deutschen Schwedenfans sind natürlich nicht so aggressiv. Im Gegenteil: Entsprechend dem hohen Pädagogenanteil unter ihnen, wollen mir viele sogar helfen. Denn sie wissen, ich habe Schweden einfach nicht verstanden. Dabei ist das doch so einfach, wie etwa Beate L. aus O. schreibt: „Auch ich habe meinen diesjährigen Sommerurlaub in Schweden verbracht. Im Gegensatz zu Ihnen war es jedoch der zehnte Urlaub in Folge.

Nicht am Regen, aber an allem anderen bin ich selbst schuld. „Kulturell interessante Ausflugsziele“, an denen man „interessante Dinge“ erleben kann, wenn man nur „Reiseführer voll von Informationen“ studiert und sich in den „vorbildlichen Touristenbüros jede Menge Insidertipps“ holt. Aber das ist ja alles nur für Amateure, ich hätte mich noch besser vorbereiten müssen:

„Der richtige Zugang zu den Menschen eröffnet sich einem jedoch, wenn man sich die Mühe macht, die schwedische Sprache zu erlernen.“ Ach so. Wenn es weiter nichts ist. Gut, das lohnt sich aber auch. Denn nachdem man sich – oder wenigstens seine Kinder – in Lasse, Ingmar oder Finn umbenannt hat, Schwedisch gelernt hat und zehn Jahre lang jeden Sommer im verregneten Holzhaus gehockt hat, weiß man auch, wofür die Mühe gut war: „Ein Tagesgericht inklusive Getränk und Kaffee kostet häufig nur 65 Kronen, sprich 7,20 Euro!“ Na dann: guten Appetit.

Wo man seinen Urlaub verbringt, ist ja eigentlich eine klassische Geschmacksache, über die besser nicht gestritten wird. Ein Unterschied fällt aber doch auf. Dem klassischen Mallorca-Besucher ist es egal, wenn von Bild bis Harald Schmidt den ganzen Winter Witze darüber gemacht werden, dass er sich mit englischen Proleten um Liegestühle geprügelt hat. Ich glaube, 50 Prozent derer, die sich in Mallorca mit den Engländern um Liegestühle prügeln, machen zu Hause selbst Witze darüber. Ich möchte mich sogar zu folgender Behauptung versteigen: Fünf Prozent fahren nur nach Mallorca, um sich mit Engländern um Liegestühle prügeln zu können, damit sie später die besten Witze darüber machen können.

Mallorca ist längst eine postmoderne Attitüde geworden. Schweden hingegen ist noch eine echte, alte Einstellung: Hier ist es am schönsten, am besten und am gerechtesten. Und wer das anders sieht, ist ein schlechter Mensch. Oder zumindest schlecht informiert. In jedem Fall muss ihm geholfen werden.

Und sich besser zu informieren, lohnt in der Tat. Denn wie schließt Leserin L. ihren herzlichen Brief: „Die Schweden haben einen sehr herzlichen, offenen und humorvollen Umgang miteinander. Ich glaube, dass wir uns davon ,etwas abgucken‘ können.“

In diesem Sinne: „Hej da“.

Nächste Woche: Bloß nicht nach Norwegen!

Fragen zu Schweden? kolumne@taz.deMontag: Peter Unfried CHARTS