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Archiv-Artikel

RENATE KÜNASTS STRAFSTEUER FÜR POMMES, CURRYWURST & CO Plumpe Grünhaberei

Super! Die Grünen-Politikerinnen Künast und Höfken denken laut darüber nach, ungesundes Essen höher zu besteuern. Auf Lebensmittel mit extrem viel Fett, Zucker oder Salz sollte der volle statt wie bisher der ermäßigte Mehrwertsteuersatz erhoben werden. Im Klartext: Strafsteuern auf Currywurst, Pommes, Chips und Limo? Diese vier Lieblingsspeisen der, sagen wir mal, Familie Hempel wurden von Höfken als Musterexemplare ungesunder Kost herausgestellt.

Die Grünen im Fettnapf – mittendrin. Der Vorschlag ist wirklich großartig. Fangen wir beim Fett an. Viele Käsesorten haben leider höhere Fettanteile als die gute, alte Currywurst. Auch alle Öle – die wertvollsten Vitaminlieferanten –, Butter, Speck, Nüsse und Schokolade sind eine Nummer fetter. Olivenöl besteht ausschließlich aus Fett. Und was ist mit Tiramisu und der ganzen Dessertparade? Alles schweinefett, überall 16 Prozent drauf? Oder sollen nur diejenigen Lebensmittel höher besteuert werden, die von Prolls gegessen werden? Geht es in Wahrheit um Ressentiments und Umerziehung?

Bleiben wir beim Fett. Hier entsorgt die Ernährungswissenschaft gerade ihre Erkenntnisse von gestern auf dem Komposthaufen von heute. Fett in Nahrungsmitteln wird derzeit völlig neu und anders bewertet – einer der dramatischsten Positionswechsel der letzten Jahrzehnte. Das Paradigma vom schlechten Fett und den guten Kohlehydraten bricht vollständig weg. Es wäre nicht das erste Mal, dass eisern hochgehaltene Leitsätze sich als Fata Morgana entpuppen. Dass Fett fett macht, ist mehr denn je umstritten. Auch die Verteufelung des Salzes kann heute nicht mehr wissenschaftlich abgesichert werden. Und: Studien mit Alten zeigen sehr schön, dass hohe Cholesterinwerte protektiv sind. Wer will in diesem prächtigen Durcheinander definieren, was gesundes Essen ist? Wir Müslis?

Bliebe noch der Zucker, der neue Superfeind. Dann müssten aber Fruchtsäfte, Gummibärchen, Schokolade, Kekse, Kuchen und Süßweine genauso besteuert werden wie Cola und Fanta. Wie wär’s eigentlich mit einer Strafsteuer auf nachgewiesenermaßen blutdrucksteigernde unausgegorene Grünhabereien? MANFRED KRIENER