RBB-Intendantenwahl: An die Spitze gespart

Die alte und neue Intendantin des RBB heißt Dagmar Reim. Sie empfiehlt sich mit einem harten Sparkurs endgültig für Höheres.

Im Osten nichts Neues: Dagmar Reim, die neue und alte Intendantin des RBB. Bild: dapd

BERLIN taz | Bei der Pressekonferenz nach der Intendantentagung im Februar in Erfurt gab es plötzlich Unruhe. Vor Kopf hatten die ARD-Vorsitzende Monika Piel und Gastgeber-Intendantin Karola Wille (MDR) Platz genommen, Dagmar Reim vom RBB war zunächst an der Längsseite geparkt. Doch das ließ sich die dienstälteste Intendantin der ARD nicht lange bieten.

Es wurde nochmal umgebaut, dann saß Reim mit ganz vorn. Von einer ihr zustehenden Position, machte die 60-jährige Heidelbergerin mit dieser Szene im Februar klar, lässt sie sich nicht ohne Not verdrängen.

Vielleicht hatten sich trotz öffentlicher Ausschreibung auch deswegen neben Reim nur noch von Anfang an aussichtslose Kandidaten um den Chefposten beim Sender für Berlin und Brandenburg beworben, so dass Reims Wiederwahl für eine dritte Amtszeit am frühen Donnerstagabend schon beinahe in die Kategorie Formsache fiel.

21 von derzeit 29 Stimmen im RBB-Rundfunkrat (ein den Journalistengewerkschaften zustehender Posten ist wegen interner Zwistigkeiten derzeit unbesetzt) fuhr sie ein. Das Ergebnis kommentierte Reim witzelnd, im „ehemaligen Lande Erich Honeckers sollte man Einstimmigkeit nicht anstreben“. Und verkündete anschließend ein entschiedenes „weiter so“ für die immer noch penibel zwischen Berlin (West) und Potsdam (Ost) aufgeteilte ARD-Anstalt.

Doch das könnte sich bei der stets geschliffen formulierenden Hörfunkfrau, die bei ihrer ersten Wahl 2003 auch gleich die erste Intendantin in der damals immerhin auch schon 53 Jahre währenden Geschichte der ARD wurde, als untertrieben erweisen.

Reim hat den stets klammen RBB mit Personalabbau und eisernem Sparen konsolidiert – bekanntestes Opfer: Das einst so gefeierte Radio Multikulti, dass durch die freundliche WDR-Leihgabe Funkhaus Europa ersetzt wurde.

Zwar kann die im ARD-Vergleich drittkleinste Anstalt auch weiterhin keine ganz großen Sprünge machen. „Sparen gehört zu unserer DNA“, ist einer von diesen oft gehörten Reim-Sätzen. Weshalb es, nebenbei bemerkt, beim RBB auch die wohl pappigsten Brötchen der ARD gibt, auch für die bei anderen Anstalten stets so umschmeichelten RundfunkrätInnen.

Auf die Almosen der anderen Anstalten ist der RBB nicht mehr angewiesen, was Reims Position im Senderverbund ungemein stärkt. Zweimal hatte sie die Möglichkeit mit dem RBB den ARD-Vorsitz zu übernehmen, unter Verweis auf die prekäre Finanzlage an sich vorbeiziehen lassen. Sie wollte nicht beim entscheidenden Finanzgeschacher als befangen gelten und vor die Tür müssen. Doch das ist jetzt vorbei.

Aufsichtsratsvorsitzende der nicht ganz unwichtigen ARD-Film- und Produktionstochter Degeto ist Dagmar Reim schon. Eine dritte Chance auf den höchsten ARD-Posten werde sie sich wohl nicht entgehen lassen, heißt es nun selbstbewusst im Sender.

Allerdings muss der dringend an seinem Dritten TV-Programm arbeiten. Dazu gibt es einen neuen Claim – und diverse neue Sendungen, die ab dem 13. August starten. Und hier traut man sich dann mal wirklich was: „Techno, Titten, Tierbabies“ - echt, Alter, voll krass, dieser RBB! Wobei: Die Neuinterpretation des ARD-Klassikers „ttt“ pappt an „Guse TV“, mit dem Radio Fritz-Ikone Chris Guse künftig auch im RBB-Fernsehen durchstarten soll. Der neue Senderclaim heißt, für eben wiedergewählte IntendantInnen um die 60 auch irgendwie passender: „RBB – Das volle Programm“.

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