■ RADIODAYS: Montag
Zu einem Zeitpunkt, da die Headlines unserer Medien von Reden über die „Beendigung der Nachkriegsgeschichte“ nur so strotzen, erinnert der DLF an ein wichtiges „Relikt“ der NS-Zeit, den „berüchtigsten, meistzitierten und vermutlich folgenreichsten Propagandafilm des ,Dritten Reiches‘“ (wie Reclams Filmführer uns erklärt) Jud Süß. Dieses Dokument der staatlich gelenkten und sankionierten Menschenverhetzung wurde bis 1945 den SS-Kommandos vor Einsätzen gegen Juden gezeigt, nach dem Krieg — so zynisch ist die Filmgeschichte weiter — machte man mit seiner Hilfe im Nahen Osten Propaganda gegen Isarel. Auch das Nachspiel in der BRD ist einige Überlegungen wert: Als dem Regissuer Veit Harlan im Zuge der Entnazifizierung der Prozeß gemacht wurde, endete diese Prozedur mit einem Freispruch, da nicht genügend Beweise vorlagen, inwieweit der Film aus eigener Überzeugung oder vielleicht auf staatlichen Druck hin entstanden war. Um 8.35 Uhr wird über die Uraufführung von „Jud Süß“ vor genau fünfzig Jahren berichtet.
Ab 19.30 Uhr strahlt dann der hr 1 eine unheimliche Herbstsonate nach einem Roman von George Simenon aus: Drei Zimmer in Manhatten ist die Geschichte eines großen Zufalls im Oktober, als sich spät in der Nacht zwei völlig unterschiedliche Menschen auf dem Barhocker zu tief in die Augen schauen. Kay, verlassene Frau eines Botschafters, mittellos, kokett aber vor allem allein, meets alternden, ebenso einsamen Schauspieler. Während sie sich aufeinander stürzen, um ihrer Geschichte zu entfliehen, werden sie jedoch mit Riesensätzen von ihr eingeholt...
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