■ RADIODAYS: DONNERSTAG
Nichts Geringeres als „die“ Ergründung der menschlichen Seele setzte sich Maxim Gorki zum Ziel, nachdem er die frühen 20er Jahre aus gesundheitlichen Gründen in deutschen Kurorten verplätschert hatte. Ob seine literarische Neuorientierung auf die ausgedehnten heißen Bäder zurückzuführen ist, wird uns der Deutschlandsender-Kultur in seiner ab 16.05 Uhr laufenden Einschätzung des damals enstandenen Werks „Geschichte eines Romans“ hoffentlich nicht vorenthalten.
Einen besonders kompetenten Gesprächspartner in Sachen „Staatsaufbau und Vergangenheitsbewältigung“ hat sich der RIAS 1 vors Mikrofon geholt, als die Sendung Ankläger einer Epoche entstand. Robert W. Kempner kann, als stellvertretender Hauptankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen 1945, sicher Wertvolles zum Thema Totalitarismen in diesem Lande sagen.
Schwerpunkt seiner Überlegungen im Gespräch mit David Dambitsch ist die Frage, wie unabhängig eine Justiz der BRD sein konnte, die keinen ihrer eigenen Richter oder Staatsanwälte wegen deren Mitwirkung an Nazi-Gewaltverbrechen bestraft hatte.
Für den Menschenrechtler Kempner, der heute abwechselnd in den USA und der BRD lebt, sind der braune wie der rote Totalitarismus eine Hypothek, die eine Nation nicht alleine bewältigen kann. Die Sendung versucht ab 18.35 Uhr Denkansätze zu liefern, wie trotz des Fehlens einer solchen Institution Aufarbeitung geleistet werden kann.
Auch Jugendradio DT 64 begibt sich auf Tiefgang und zwar ins Grüne. Tatort der heutigen Schnüffelaktion wird das Büro sein, das vielfach als Quelle von Gesundheitsschäden identifiziert wurde. Was getan werden kann, um mit Allergien, Verschlechterungen der Augen sowie Atemproblemen aufzuräumen, wird ab 21.03 diskutiert.
Ein schreckliches Mädchen war sie gewiß und ein Schandfleck des gesamten Gymnasiums. Denn hatte Christine Schanderl es doch gewagt, 1980 ausgerechnet im Hoheitsgebiet des FJS die kleine „Stoppt Strauß“-Plakette dezent im Knopfloch zu tragen. Sie flog in hohem Bogen von der Schule, gewann den Prozeß um das Wapperl, aber machte das Abitur woanders. Die letzen zehn Jahre waren mit gewonnenen Prozessen derart gespickt, daß der bayerisch-freistaatliche Verfassungsschutz die Bestnoten-Kandidatin des Rechts wegen mangelnder Staatstreue nicht zum Richteramt zuläßt. Ab 20.00 Uhr schildert der WDR 1, wie die Juristin mit Geschick und Hartnäckigkeit um ihr Recht kämpft.
Schriftsteller sind schon manchmal originelle Zeitgenossen: So bringt beispielsweise Erich Loest die Tatsache, jahrelang von der Stasi bespitzelt worden zu sein, auf eine ganz neue Formel. Die akribischen Berichte seiner persönlichen „Umtriebe“ in Händen haltend, betitelt er die Spitzelarbeit als unbezahlte Biographen- und Sekretärsleistung. Weitere Überlegungen zu den so kostspieligen und mühevollen Lauschangriffen liefert Loest in seinem Dokumentarstück „Die Stasi war mein Eckermann oder mein Leben mit der Wanze“ um 20.05 Uhr im DLF.
Hartwig Tengeler vom hr 1 wollte es endlich wissen: Gibt es so was wie das „Glitzern der Nacht“ oder warum zieht ein Großteil der NachtarbeiterInnen diese „abseitige“ Form des Lebensalltags vor? Barleute, Taxifahrer, Hafenarbeiter, Krankenschwestern und Animierdamen repräsentieren ihre Sicht der Dinge. Der Schock, wenn die Sonne aufgeht kommt um 21.05.
Afrika '90 heißt eine Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt, ein schlaglichtartiger Einblick in die Vielschichtigkeit modernen afrikanischen Denkens. Rias 1 berichtet ab 22.35 Uhr.
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