■ Querspalte: Er oder Der Lauf der Dinge
Nichts, aber auch wirklich nichts darf frau dem Mann überlassen, wenn es um Frauensachen geht. Als wenn es etwas sensationell Neues wäre, titelte ein Redakteur der taz gestern auf der Seite 1: „Der Tampon ... kann jetzt in die Scheide eingeführt werden. Mit der Hand ...“
Jede Leserin, die über die Tage ohne Binden auskommt, dürfte sich nicht wenig gewundert haben. Führt sie doch ihre Tampons seit jeher mit der Hand ein. Womit auch sonst? Und jede andere Frau, die das nicht tut, weiß das natürlich auch. Nur zu den Männern ist das scheinbar noch nicht durchgedrungen.
Trotz der sexuellen Befreiung der 68er, der Enttabuisierung des Körpers – der Rollback zügelloser Sexualität durch Aids sei einmal dahingestellt –, scheint mann sich noch immer nicht so recht für den entscheidenden Unterschied der Geschlechter zu interessieren. Jedenfalls weiß er scheinbar nicht, was sich frau allmonatlich auf der Toilette einführen muß. Wahrscheinlich stehen die Lebensabschnittsbegleiter Tampon benutzender Frauen jedesmal im Supermarkt noch immer mit einem Einkaufszettel vor dem Drogerieregal und blicken ratlos auf die geheimnisvollen Initialen o.b., wissen nicht zu entscheiden zwischen mini und normal und extra.
Ob mit oder ohne Einführhülse, Rückholbändchen hin oder her – ohne zwei geschickte Finger läuft nichts. Beziehungsweise doch: das Blut. Und zwar einmal im Monat ein paar Tage lang.
Um das zu verhindern, haben einst – schon vor etlichen Jahrzehnten – ein paar HygieneartikelherstellerInnen sogenannte Tampons erfunden. Ganz ungefährlich sind die Dinger nicht, denn in wenn auch seltenen Fällen können sie eine toxische Reaktion auslösen. Wegen Verunreinigung. Weshalb nun kein Mann auf die Idee kommen sollte, seine Finger ins Spiel zu bringen.
Dies nur als schlußendlicher Nachschlag für all die Männer, die sich kaum Gedanken über den Lauf der Dinge – in diesem Fall der biologischen Art – machen. Petra Welzel
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