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■ QuerspalteAus der Geschichte lernen

Schon die Alten sagten: Die Geschichte ist Lehrmeisterin des Lebens. Aber die Debatte über den Einsatz deutscher Soldaten in Bosnien-Herzegowina leidet stark unter mangelnder Berücksichtigung historischer Erfahrungen. Ein Blick in vergangene Zeitalter lehrt uns folgendes: Wenn damals ein Fürst seinem Nachbarn auf den Pelz rücken wollte oder begehrliche Blicke auf dessen Untertanen warf, gebot es die Ehre, sich als erster ins Eisen zu kleiden und aufs Pferd zu schwingen, um seinen Soldaten voran mannhaft in die Schlacht zu reiten. Daher auch der Begriff „Herzog“, wie noch im Namen „Herzegowina“ ablesbar. Das hob die Kampfmoral der eigenen Truppe, gab dem Landesfürsten Gelegenheit, persönlich seinen Reichtum zu mehren – wenn er gewann – oder aber sein Leben mit einem krönenden Abschluß zu beenden – als Unterlegener blieb ihm immer noch der Ruhm. „Auf dem Feld der Ehre gefallen...“ – eine solche schicke Grabinschrift haben sich immer viele hohe Herren gewünscht. Dem gemeinen Mann hingegen blieb, so er überlebte, die tröstliche Überlegung: Der Herr hatte die Idee ausgebrütet, jetzt mußte er die Suppe auch auslöffeln ...

Eigentlich schade, daß diese Zeiten sich so verändert haben: Heutzutage brauchen die, die für einen Heerzug die Entscheidung treffen, sich keineswegs auf den Führersitz des Mannschaftswagens zu begeben. Sie beschließen den Einsatz, und fertig ist die Laube. Wie die Unterlinge dann klarkommen, ob sie ihr Leben dabei verlieren, ist ihre Sache. Und von prunkvollen Grabsteinen, Heldenliedern oder wenigstens ehrenvollen Erwähnungen kann in ihrem Fall keine Rede sein.

Deshalb folgender Verbesserungsvorschlag: Jeder Bundestagsabgeordnete, der „gedient“ hat oder sogar Offizier der Reserve ist, meldet sich sofort beim Kommando unserer Bosnien-Expedition, um den deutschen Heerbann anzuführen. Das würde die Glaubwürdigkeit des „Vorratsbeschlusses“ stark erhöhen, auch und gerade im eigenen Land. Oder bin ich da zu naiv? Georg Schmitz

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