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■ QuerspalteSetzt Schweine auf Diät!

Unsere Umwelt hat nicht nur ein Problem mit Autoabgasen. Nein, sie hat auch eines mit Schweinen, Kühen, und anderem Massenzuchtvieh. Denn all die flüssigen, festen und gasförmigen Bestandteile, die ein braves Hausschwein von sich gibt, wenn die Nahrung sich ihren Weg durch die Gedärme geschlängelt hat, lassen sich längst nicht mehr lokal begrenzen. Die blähenden Gase, die da in der Nähe von Großzuchtanlagen die Felder überdüngen und das Grundwasser vergiften, haben nämlich auch die Eigenschaft, in Form von kleinsten Feuchtigkeitspartikeln vom Wind über Hunderte von Kilometern transportiert zu werden, um dann in Berggegenden abzuregnen.

Grund genug für die schwedische Wissenschaft, sich endlich dem Abgasproblem von Schweinen zu widmen. Forscher der Landwirtschaftsuniversität Uppsala entdeckten prompt einen Zusammenhang zwischen den Waldschäden in Mittelschweden und der südschwedischen Schweinepopulation. Denn das Ammoniak, das die Haustiere im Süden auf ganz natürlichem Wege in die Luft blasen, führt in der Mitte des Landes zu ausgedehnten Stickstoffniederschlägen.

Ein Katalysator für Schweine, regelmäßig vom TÜV auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft, ist da keine Lösung. Dennoch bedarf es dringend einer Form der schweinischen Abgaskontrolle. Immerhin will Schwedens Regierung den Ammoniakausstoß der Landwirtschaft bis zur Jahrtausendwende halbieren.

Um diesem Ziel näher zu kommen, zäumten Schwedens Forscher das Schwein von vorn auf. Denn auch beim Haustier gilt: Was man vorn hineinsteckt, kommt hinten auch wieder heraus. Schon der Proteingehalt des Futters kann zu unnötig hohen Ammoniakausstößen führen. Der logische Schluß: Es gilt, die Proteinzufuhr zu regulieren. Also setzten Schwedens Forscher das Schwein auf Diät. Ein Fünftel der schweinischen Ammoniakproduktion wollen sie auf diese Weise schon mal beseitigen. Preisverdächtig, diese Umweltdiät für Schweine. Reinhard Wolff

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