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■ QuerspalteEin Traum in Rosa

Lech Walesa saß vor dem Fernseher und feixte genüßlich. Den Präsidentensessel hatte der große Elektriker mit nach Danzig ins heimische Wohnzimmer genommen. Sein Nachfolger, der am ersten Amtstag staatsmännisch auf dem thronartigen Stuhl hatte Platz nehmen wollen, lächelte gequält in die Kamera. Tapfer setzte er sich auf den eilends herbeigeschafften Drehstuhl, einen popligen Chefsessel Marke „Der kleine Manager“. „Der bleibt hier nicht lange“, ächzte Kwaśniewski und verschwand langsam unter der großen Tischplatte. Er ruderte nach dem Telefon, zog sich daran hoch: „Ich, also ich bevorzuge härtere Stühle.“ Einige hundert Kilometer entfernt tätschelte Walesa die Lehne seines Sessels, ein Geschenk aus Solidarność-Zeiten. Rache ist süß!

Kwaśniewski traute seinen Augen nicht, als er sein neues Domizil besichtigte. Plüsch, roter Plüsch überall, Kristall, Teppiche, riesige Schinken an den Wänden. Und die Privatgemächer. Walesa hatte sich seinen Badezimmertraum in Schweinchenrosa erfüllt: Riesenwanne mit Massagedüsen und Muschelbecken. Ob Kwaśniewski darin plätschern wird, ließ der leicht fassungslos wirkende Präsident offen: „Das soll meine Frau entscheiden.“ Danuta Waniek aber, die neue Chefin der Präsidialkanzlei, meinte resolut: „Wir müssen hier alles ändern und die Räume auch dem Wahlprogramm anpassen.“ Wahrscheinlich wird jetzt alles blau.

Wohin aber mit dem Personal? Die Sekretärinnen und Putzfrauen haben schon entschieden: „Wir bleiben.“ Und auch der Pfarrer, der jeden Morgen in der Privatkapelle des Präsidenten gepredigt hat, hält sich „zur Verfügung“. Man kann ja nie wissen. Walesas Pressechef hat sofort gekündigt. Ihm schwebt ein Buchprojekt vor, das das ganz große Geld bringen soll: „Die Geschichte der Prostitution“. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen werden rein zufällig sein. Das Werk soll wissenschaftlichen Charakter besitzen, mit dieser Begründung läßt sich ein großzügiges Stipendium ergattern. Honi soit qui mal y pense. Amen. Gabriele Lesser

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