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■ QuerspalteIn die Ewigkeit abberufen

Erst Heiner Müller, dann Ruth Berghaus, und jetzt auch noch das (Wir lassen eine Zeile frei, damit der Abstand gewahrt bleibt):

„Johannes Graf von Mirbach-Geldern- Egmont, Prinz zu Hohenlohe-Jagstberg, gibt im eigenen sowie im Namen seiner Mutter, Therese Fürstin zu Hohenlohe- Jagstberg geb. Gräfin von Geldern-Egmont, seiner Geschwister, seiner Gemahlin, seiner Kinder und aller Anverwandten tief betrübt Nachricht vom Tod seines inniggeliebten Vaters

Albrecht Fürst zu Hohenlohe-Jagstberg

Prinz zu Hohenlohe-Bartenstein

Komtur des Kgl. Bayer. Hausordens vom Hl. Georg

der am 23. 1. 1996 im Alter von 89 Jahren nach langem, in größter Geduld ertragenem Leiden in die Ewigkeit abberufen wurde.

Requiem mit anschließender Beisetzung findet am Dienstag, 30. 1. 1996, um 14.00 Uhr in der Schloßkirche zu Niederstetten statt.

97996 Niederstetten Schloß“

Und das alles im Samstag-Feuilleton der FAZ, wahrscheinlich Ressort „Geistiges Leben“, Abteilung Todesanzeigen.

Familie Lohse wußte von alldem vermutlich nichts, hat uns aber über den Prinzen mehr mitgeteilt, als der Trauergemeinde des in die Ewigkeit Abberufenen lieb sein konnte. Die Lohses trauern nämlich auch, zwei FAZ-Spalten weiter – um ihr Familienoberhaupt: Bernd Lohse. Der wurde nirgendwohin abberufen, er starb schlicht und einfach, ohne sein Leiden in größter Geduld ertragen zu haben. Seine Familie verabschiedete ihn mit den erdverbundenen Worten „Er war in der Welt zu Hause“. Und eben das kann man von Albrecht Fürst zu Hohenlohe-Jagstberg Prinz zu Hohenlohe-Bartenstein nicht behaupten.

Blattkompositorisch vorbildlich ist auf derselben Seite eine Rezension des neuen Films mit Whitney Houston plaziert. Überschrift: „Schöner leiden“. Das hätte man dem Prinzen auch gewünscht. Bei dem Leben. Jens König

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