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■ QuerspalteHände in die Tasche!

Es gibt viele Gründe, Frauen an den Busen zu langen. Aber nur wenige gute. Einer der wenigen guten Gründe wird beim Stamm der Yamahomi auf Südborneo gepflegt: Dort sollen sich Frauen und Männer begrüßen, indem sie sich freundlich die Hände auf die Brust des oder der anderen legen. Ein an und für sich schöner Brauch und im Zuge von Multikulti durchaus auch hierzulande einführungswürdig. Aber so weit sind wir noch nicht. Noch lange nicht, Herr Referatsleiter!

Man möge mir diese persönliche Anrede an jenen Herrn Referatsleiter im Stuttgarter Ministerium verzeihen, aber dieser Mann benötigt heute, am Tag der Frau, unsere besondere Zuwendung. Fährt er also täglich seit Jahren in seinem grauen Anzug mit einem Vorortzug in sein Ministerium und sieht – Tag für Tag – eine Frau den gleichen Zug benutzen. Erst grüßt er freundlich, dann rückt er näher, schließlich langt er zu. Einmal, da ist die Frau gerade eingenickt, grapscht er wie besessen an ihrem Busen herum.

Die Staatsanwältin, die die Anzeige bearbeitete, stellte jetzt nach Prüfung der Sachlage das Verfahren gegen den Referatsleiter ein (gegen Bezahlung einer geringen Geldbuße), mit der Begründung, es handle sich nur „um eine sexuelle Beleidigung minderen Ausmaßes“.

Dieses „mindere Ausmaß“ nimmt im sauberen Kehrwochen-Ländle allerdings allmählich größere Ausmaße an: Gegen einen Professor der Uni Konstanz ist Anklage erhoben (wegen Grapschens) und ein Professor der Uni Hohenheim vorläufig vom Dienst suspendiert (wegen Grapschens). Grapschen – nettes Wort, gell? Eigentlich so nett, daß man gar nix dagegen haben kann, gell? Und wenn dieses „Grapschen“ jetzt schon strafbar ist, dann, hat der Landtagspräsident von Baden-Württemberg selber gesagt, müßte der halbe Landtag hinter Gitter, gell.

Meine Herren! Haben Sie keine Augen im Kopf? Auch ich grapsche. Aber heimlich, diskret, aus den Augenwinkeln heraus, die Hände in der Hosentasche und immer in der Hoffnung, keine merkt's. Heute aber nicht. Philipp Maußhardt

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