■ Querspalte: Auf der Flucht
Fünf Millionen Flüchtlinge aus Bosnien können jetzt endlich in ihre Heimat zurück. Zehntausende Asylbewerber in Deutschland haben neuerdings große Chancen, schneller als bisher nach Hause zurückzukehren. Flüchtlinge im modernen Europa werden rar. Der wohl letzte verbliebene Flüchtling mit einem ordentlichen Flüchtlingsschicksal ist – Schumi.
Bereits 1992 von den deutschen Steuerbehörden vertrieben – nach Monte Carlo im sicheren Drittland Monaco –, muß er jetzt schon wieder fliehen. Im Fürstentum an der Côte d'Azur störte den Formel-1- Weltmeister so einiges: „Die Leute kommen jetzt schon im April per Bus hierher. Fotografen kletterten sogar auf unseren Balkon.“ Ein Fluchtgrund, der auch deutsche Asylbehörden überzeugt hätte. Doch zurück nach Deutschland will Schumi nicht. „Da kann ich nicht einmal zum Essen in ein Restaurant gehen, ohne dumm angeglotzt zu werden.“ Deutschland – eine Bananenrepublik?
Also Flucht in das sichere Drittland Schweiz. Schumi wollte sein neues Exil am Genfer See eigentlich geheimhalten. Doch die Anmietung der 15-Zimmer- Villa (sechs Bäder, Fitneßraum, großer Pool, riesiger Garten und ein einzigartiger Blick auf den See, die Savoyer Alpen und den Mont Blanc, der noch nicht von Asylanten verstellt ist, Monatsmiete 36.000 Mark) im äußerst steuergünstigen Kanton Waadt ließ sich nicht verbergen.
Den eigentlich geplanten Kauf des 6-Millionen-Mark-Objekts vereitelten Schweizer Bürokraten. Auch durch Schumis schweres Flüchtlingsschicksal ließen sie sich nicht zur einer Ausnahme von der Gesetzesvorschrift erweichen, wonach Ausländer frühestens nach dreijährigem Aufenthalt in der Schweiz Immobilien erwerben dürfen. Bis zum möglichen Umzug an den Genfer See müssen Schumi, Frau Corinna und ihre vier Hunde noch in ihrem Vierzimmerapartment in Monte Carlo (Monatsmiete: 12.000 Mark) ausharren. Etwa gemeinsam mit anderen Asylbewerbern? Sammelunterkunft? Transitraum? General Kanther, tun Sie was! Andreas Zumach, Genf
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