piwik no script img

■ QuerspalteGroß, größer, am größten

Selbstverständlich wird Deutschland Fußball-Europameister! Alles andere, selbst ein zweiter Platz, wäre uns nicht angemessen, uns nicht! Uns gehört Platz eins. Wir sind die größten. Wir haben die meisten Menschen (Rußland zählt nicht wirklich zu Europa). Wir haben die besten Autos (Rolls Royce gehört doch auch schon einem deutschen Aktionär). Wir haben die stärkste Währung (der Schweizer Franken ist nicht in der EU). Alles Spitze! Wir führen nicht nur weltweit im Alkoholkonsum, sondern wir haben auch das dichteste Autobahnnetz, die größten Kirchtürme, die lustigsten Glossen, die schnellsten Rennfahrer, die vertriebensten Vertriebenen, die grünsten Wälder.

Berti Vogts hat daraum auch nur ein Problem: Er werde von ausländischen Reportern immer nur gefragt, so offenbarte er jetzt, wer eigentlich Zweiter wird bei der EM in England. Aber das interessiert ihn doch gar nicht. Zweiter, Dritter, Vierter, Fünfter – die Loser-Plätze sind stets für unsere lieben Nachbarn reserviert, dort, wo das Meer am schmutzigsten ist (Italien), die Lebenserwartung am geringsten (Albanien), die Selbstmordrate am höchsten (Ungarn), wo also alles schlechter ist als in Deutschland.

Und wo die Beamten korrupt sind (Rumänien, auweia!). Jetzt nämlich hat die Anti-Korruptions-Organisation „Transparency International“ ihren weltweiten Bestechungsbericht vorgelegt – und Deutschland sicher auf Platz eins gesetzt? Nein! O Gott, da muß etwas schiefgelaufen sein. Ganz oben auf der Liste der Länder, die am wenigsten von Korruption betroffen sind, steht Neuseeland. Und dann kommt Dänemark. Und dann Schweden und dann noch immer nicht Deutschland und noch immer nicht und noch immer nicht. Weltweit abgeschlagen auf Platz 12.

Vielleicht ein Druckfehler? Noch hinter Großbritannien und Kanada – das tut weh. Das ist Beschiß! Welcher Depp im Bundespresseamt hat da denn wieder geschlafen? Ein bißchen „Druckkostenzuschuß“ an diese komische Organisation bezahlt, und wir wären ganz sicher auf Platz eins! Philipp Maußhardt

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen