piwik no script img

■ QuerspalteBullen sind Spanner

Es beglückt mich jeden Tag, wenn eine Horde Bullen (eine Kuh ist manchmal auch dabei) frühmorgens mit mir durch eine der beliebten Berliner Grünanlagen joggt. Vor allem wenn ich lässig links an ihnen vorbeiziehe und sie hinter mir aus dem letzten Loch pfeifen. Dann bin ich mir sicher: Auf der nächsten Demo, wo ihnen der Knüppel locker sitzt, bin ich vorher auf und davon.

Doch jedesmal frage ich mich auch, was oder wer sie in grellgrünen Jogginghosen zum ausdauernden Morgensport treibt. Sicherlich nicht der Umstand, frau vor Spannern oder Übergriffen zu retten. Als ich wegen ersteren, einem lästigen Spanner nämlich, einmal mein zuständiges Polizeirevier aufsuchte, bekam ich die Frage zur Antwort, ob ich mir nicht vorstellen könnte, daß der Typ im Busch einer ihrer Beamten in Zivil wäre. Darauf entgegnete ich: „Einer von euch steht wohl kaum unterm Haselnußstrauch, um sich einen runterzuholen“, und flog hochkant hinaus.

Der Anlaß zum schweißtreibenden Morgenappell muß also andere Gründe haben. Und jetzt bin ich diesen endlich auf die Spur gekommen. Die armen Bullenschweine müssen rund um den Tiergarten in Berlin – vorgestern wegen der Nato- Außenminister, in Zukunft wegen Kohl und Konsorten – Spalier stehen.

Den lieben langen Tag verharren sie da in den Abgasschwaden der Hauptverkehrsadern auf den grünen Mittelstreifen oder fungieren als Bollwerk gegen hochgereckte Mittelfinger autonomer MitbürgerInnen. Ein Berliner Anwalt konnte bei dieser Untat bereits gefaßt werden. Bei derartiger Doppelbelastung helfen wirklich nur noch morgendliches Brainstorming und Durchpusten der Lungen.

Allerdings gibt es da auch noch die Cops, die in Tarnanzügen direkt am grünen Parkrand in den Büschen hocken und die nackten Menschen auf den sonnigen Wiesen begaffen. Und da wurde mir klar, daß der Revierbeamte recht hatte: Bullen sind spannende Heckenschützen. Petra Welzel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen