■ Querspalte: Frauen an die Waffel?
Ich würde so gerne mal desertieren! Aber ich darf ja nicht! Deserteurin steht nämlich genausowenig in „Beruf aktuell“ und „Studien und Berufswahl 96/97“ wie potentielle Mörderin oder Priesterin. Wie wär's mit Bundeskanzlerin? Freie Berufswahl heißt doch aber, daß auch frau die Wahl haben muß: In diesem Fall zwischen „Homizid“ – sei er auch nur potentiell – und ehrlicher Arbeit. Die „Natur und Bestimmung der Frau“ – einst war es der Dienst an der Waffel. Ist ihre Selbstbestimmung heute der Dienst an der Waffe?
Rita Grießhaber von den Grünen sieht das so. Sie will, daß auch Frauen in der Bundeswehr dienen dürfen. Das nenne ich echte E-Mann-zipation. Also ersetzen wir die Phallussymbole durch Klitorissymbole, und zum „Zapfen“-streich fällt uns bestimmt auch noch ein weibliches Äquivalent ein!
Lila ist out, die grüne Frau soll auch grüne Kampfanzüge tragen dürfen, AKW-Ingenieurinnen müssen schließlich auch nicht in der Kittelschürze rumspringen, denn grüne Frauen verweigern sich männlichen Ansprüchen! Moment mal! Verweigerung? Ging es nicht eben noch um Wehrdienst?
Nun laßt doch Priestern und Soldaten die Phallusverehrung, Schwestern! Der Grund von Berufsverboten war immer schon Angst: Johannes Paul und Volker Rühe haben Schiß, daß ihr ihnen das letzte Symbol ihrer Überlegenheit gegenüber dem „schwachen Geschlecht“ wegnehmt und sie zum Waschen und Bügeln eurer Talare und Uniformen verdammt. Wenn schon Gleichberechtigung, dann bitte doch Cocktailkleidchen und Stretchleggins auf dem Plättbrett.
Vielleicht arrangieren sie sich ja in ein paar Jahren mit der – zugegeben bereits reichlich obsoleten – lila Latzhose, aber rührt bitte nicht an die heiligen, patriarchalischen Kulte, denn so viele PsychotherapeutInnen, die sich auf männliche Minderwertigkeitskomplexe spezialisiert haben, gibt's gar nicht. Diese weibliche Domäne haben wir doch gerne weitergereicht, gell? Suzanne Barkawitz
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