■ Querspalte: Was die Leute so treiben
Neulich war es mal wieder schön. Man trank Getränke, schaute vom 14. Stockwerk einer befreundeten Wohnung aufs Neue Deutschland hinunter, und K. erzählte eine Geschichte. Es ging um eine westdeutsche Studentin, die mit einer Überraschungsparty überrascht werden sollte und ihre im Wohnzimmer versteckten Freunde sehr verstörte, als sie – sich alleine wähnend – splitternackt, mit Nutella im Schamhaar, ins Wohnzimmer gekommen sei und dabei kosend nach ihrem Hündchen gerufen hätte.
H., die ab und an Anthologien mit Hundegeschichten herausgibt, schätzt, daß „mindestens ein Drittel“ aller Hundebesitzer derlei Beziehungen pflegen.
Sicher gibt es mehr Sodomiten als etwa Bundesligaspieler oder Models. Während man von den einen ständig was hört, spielt sich das Leben der anderen im Verborgenen ab.
Im Kinsey-Report gaben acht Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen an, schon mal Sex mit Tieren gehabt zu haben. Heutzutage sind es sicher mehr. Gibt ja viel mehr Singlewohnungen. Und Singles tendieren ja bekanntlich zu allerlei Seltsamkeiten, die m.E.n. der Tatsache geschuldet sind, daß der zwischenmenschliche sexuelle Austausch im wirklichen Leben viel komplizierter zu bewerkstelligen ist als etwa im Fernsehen.
Im Mittelalter kamen Tiersexfreunde auf den Scheiterhaufen, ihre kleinen oder großen Freunde wurden gehängt. Bis 1969 riskierten Tierliebhaber in Deutschland außer einer Gefängnisstrafe auch den Verlust der bürgerlichen und politischen Rechte. Mittlerweile hat sich die Gesetzeslage entkrampft; trotzdem und obgleich alle naslang Stern und Spiegel Sonderhefte in Sachen Sex machen, ist Sodomie noch immer ein Tabu. Man sollte öfter drüber reden. Weil das auch ein trauriges Zeichen für die Einsamkeit in unseren Städten ist. Ohnehin wird man immer recht melancholisch, wenn man darüber nachdenkt, was die Leute so machen. Besonders abstoßend finde ich den bei Mittvierzigern beliebten Partnertausch (Swinglen). Detlef Kuhlbrodt
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