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■ QuerspalteGlaube. Zukunft. Hasen.

Ohne „Zukunft“ (Wolfgang Schäuble) geht gar nichts. Denn klar ist: Wir müssen „zukunftsfähig“ (Joschka Fischer) werden, sonst sieht's übel aus. Da sind sich links und rechts, oben und unten, Lothar Matthäus und Lolita einig. Besonders gern reden Politiker von der Zukunft, die es zu „gestalten“ (Rudolf Scharping) gilt. Denn natürlich kommt die Zukunft nicht einfach von selbst vorbeigesegelt. Nein, wo Zukunft ist, muß „Innovation“ (Bundespräsident Herzog) her. Innovation ist der Agent der Zukunft in der Gegenwart, damit hier und heute niemand auf die Idee kommt, sich einfach auf die faule Haut zu legen. Wer bei der Zukunftsgestaltung nicht mitmacht, landet zu Recht auf dem Abstellgleis der „Geschichte“ (Helmut Kohl). Und die Zukunft braust im ICE oder Transrapid davon. Das darf nicht sein.

Nun ist die Zukunft andererseits, wie man von Herbert Achternbusch weiß, auch nicht mehr das, was sie früher mal war. Und das Zukunftsgehäufle ist nur ein kläglicher Versuch, den Schrecken mit Reden zu bannen. Denn in Wahrheit sieht es finster aus. Rente! Ozonloch! St. Pauli in der zweiten Liga! taz-Blattreform! Derart zukunftsmatt gestimmt, trifft uns eine Agenturmeldung wie ein Donnerschlag. Den Hasen in Polen ist die Zukunft schnurzpiepe. Sie wollen sich einfach nicht mehr fortpflanzen. Ja, die „Furie des Verschwindens“ (Walter Benjamin) ist kollektiv in die polnischen Hasen gefahren. Die Welt zerspringt vor lauter Zukunftsgestaltung, Polen ist endlich in der Nato – und die polnischen Hasen haben nichts Besseres zu tun, als sang- und klanglos davonzuhoppeln. Die Regierung ist ratlos und hat erst mal 137.000 Mark bereitgestellt, um das Unfaßbare zu untersuchen. Zuviel Regen? Gebärstreik? Haben die Hasen das Mümmeln satt? Oder die Zukunft? Wir wissen es nicht.

Wir wissen allerdings: Das stille Verschwinden der polnischen Hasen ist ein Zeichen, ein Menetekel. Mit etwas mehr „No future“ könnte sogar die Zukunft noch ganz erträglich werden. Stefan Reinecke

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