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■ QuerspalteBei Hitze Fenster schließen

Hitze ist nicht nur heiß, Hitze ist lehrreich. Vom Dauerhoch über Deutschland haben wir viel gelernt. Wir wissen jetzt, was eine Omega-Konstellation ist: Das Hoch hockt eingekeilt zwischen zwei Tiefs, rührt sich keinen Zentimeter, und die Wetterlage ähnelt im Satellitenbild dem gleichnamigen griechischen Buchstaben. Omegas sind persistent. Wir wissen auch, daß Katzennasen Sonnenbrand bekommen, daß wir Fleischbrühe trinken, Rettich essen sollen, daß Vögel gern im geviertelten Autoreifen baden, und die Scheidungsrate in Norwegen heißgelaufen und explodiert ist. Ehen brauchen Kühlung.

Apropos Ehe: Wir sind mit dem Liebesleben der echten Stechmücke (Unterfamilie der culicinae) vertraut geworden. Für uns wenig überraschend, haben wir notiert, daß nur die Weibchen stechen, um ihre Brut mit unserem Blut zu nähren. Wir wissen, daß Hundstage nichts mit Schwitzen wie Hund zu tun haben, sondern mit dem Hundstern Sirius, in dem jetzt die Sonne steht.

Vor allem aber haben wir begriffen: Je heißer desto räuber. Wir verrammeln Fenster und Türen. Wer das nicht tut, riskiert seine Existenz. Mit der Hitze kommt der Einbrecher, 1.600mal am Tag schlägt er derzeit in Deutschland zu, stimuliert von Lüftungsfanatikern. Für die Hausratsversicherer ein klarer Fall: Einbruch kommt von „brechen“. Wenn das Fenster offensteht, sagt die „Wuppertaler Gruppe des Bundesverbands deutscher Versicherungskaufleute“, liege kein Einbruch vor, zahle die Hausrat nicht. Im Erdgeschoß reiche schon das gekippte Fenster, um jeden Versicherungsschutz zu verwirken.

Die taz empfiehlt: Alles gut verriegeln und dauerduschen. Wer keine Dusche hat, kann im Garten zelten. Wer keinen Garten hat, kauft sich ein Sauerstoffzelt. Wer kein Sauerstoffzelt mag, stellt sich riesige Eisblöcke ins Wohnzimmer, daneben zwei leistungsfähige Ventilatoren. Wenn die Eisblöcke schmelzen, zahlt die Hausrat den Wasserschaden. Wenn die Fenster geschlossen waren. Manfred Kriener

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