■ Querspalte: Rechts vor links
Noch am Montag verhandelte das „Verkehrsgericht“ im Zett-Dee-Eff unter dem Titel „Keine Angst vorm Militär“ einen Fall, der unversehens und nachträglich ein Lichtlein warf auf die Meldung zwei Tage später, daß der Herr Lummer – jener „kleinwüchsige Stasi-Stecher“ (taz vom 5. Juli 1990) – zur Führerscheinnachprüfung müsse. Vulgo: Der Mann hat den Idiotentest eher unvollständig bestanden.
In der Fernsehsendung machte die 78jährige Angeklagte freiwillig den Test, um bei der Richterin Eindruck zu schinden, und sie bestand ihn ohne Tadel, allerdings im Ergebnis mit der Empfehlung, bei Dunkelheit aufgrund ihres Alters besser kein Kraftfahrzeug zu führen.
Apropos: Wenn aber der Führer wüßte, daß Lummer ausgerechnet in Bild kurzerhand zum „Verlierer des Tages“ abgestempelt worden ist! Er, eines der „Galionsarschlöcher“ der CDU (taz, a.a.O.) und Lieblingsfeind der Antifa, weil er verläßlich in jedem politischen Streit den Platz ganz rechtsaußen reklamiert, ohne daß ihn jemand darum gebeten hätte; er, der die Todesstrafe für Honecker forderte, die Kündigung der Genfer Flüchtlingskonvention und den zwangsweisen Aidstest für die großstädtische Single-Bevölkerung (mein 84jähriger verwitweter Großvater war empört); er, der sich „mit eigenem Auftrag“ mehrmals mit PKK-Chef Öcalan traf; er, Lummer, darf vorerst nicht mehr Gas geben. So ist das, und es hat übrigens nichts mit der Diskussion um eine 0,8- oder 0,5-Promille-Grenze zu tun, denn Lummer hatte immerhin 1,96 Promille im Blut, als er von der Polizei erwischt wurde, deren Arbeit er sonst vehement und nachhaltig unterstützt, besonders wenn sie das deutsche „Recht auf Heimat“ gegen das „Recht auf Freizügigkeit“ von Ausländern verteidigt.
Und nu muß er noch mal pauken, was eigentlich ganz simpel ist: Rechts vor links, rechts vor links. So ist das bei uns geregelt, und wenn der Mann das nicht begreift, ja, dann dürfte wirklich nichts mehr zu retten sein. Dietrich zur Nedden
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