■ Querspalte: Kabarett goes Karneval
Jetzt werden schon Kabarettisten Karnevalsprinzen. Unglaublich. Wehret den Anfängen, möchte man da nur sagen. Gerade die haben es nötig. Das ganze Jahr machen sie Rabatz, wettern gegen die da oben, und nun steigen sie selbst auf den Thron. Tätää, tätää. Ein Rheinländer ist es, natürlich. Andreas Etienne, bis dato angesehener Intendant im „Haus der Springmaus“, ließ sich letzte Woche zum Prinzen küren. Im Smoking eröffnete Andreas I. am 11.11. auf dem Bonner Marktplatz die neue Saison der Narren, er, der den Karnevalisten selbst immer eher mitleidig begegnete.
Aber so ist das heute, alte Werte zählen nicht mehr. Auf nichts ist Verlaß. Wie in Buenos Aires. Da war jetzt auch Karneval. Die Deutschen haben Jürgen I. geschickt. Sein Auftrag: Deutschen Humor mit südamerikanischer Lebensfreude zusammenbringen. Dafür hat Jürgen viele deutsche Witze mitgebracht. Einer geht so: Sagt uns, wie der CO2-Ausstoß verringert werden kann, und wir sagen euch, welche Fragen zu stellen sind. Dann gehen wir alle nach Hause, besuchen einen VHS-Kurs „Brainstorming für Karnevalsprinzen“. In zwei Jahren treffen wir uns wieder und reden noch mal über alles. Jahaa, das ist witzig, das macht Spaß, so werden in Bonn jetzt Kalauer erdacht. Nun noch ein ordentlicher Tusch: Tätää. tätää, tätää! Jetzt kann in Buenos Aires endlich wieder über die deutschen Tollitäten gelacht werden.
Noch in Kioto stand beim Weltkarnevalstreffen 1997 Angela Merkel in der Bütt. Die war eine Spielverderberin. Wollte immer nur ernst sein. Bei der gab es nie was zu lachen, wie gemein. Darum sitzt sie jetzt als holde Jungfrau im Dreigestirn der CDU. Mit Jürgen I. dagegen ist gut Kirschen essen. Der macht jeden Scherz mit, denn die Deutschen haben ja Humor. Im Moment wird gemunkelt, daß der Jürgen sich den Andreas als Chefberater holt. Andreas I. hat nämlich noch bessere Witze auf Lager. Aber die werden jetzt nicht verraten. Die Session hat ja gerade erst angefangen.
Thorsten Denkler
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