piwik no script img

Querspalte

Sag es mit Blumen

Trotz des hiesigen Pisswetters war gestern ein wirklich außergewöhnlicher Tag. Sie haben nichts davon gemerkt? Dann seien Sie froh, dass sie nicht in Nordkorea leben. Denn dort wären Sie schon seit Wochen auf den gestrigen Feiertag eingestimmt worden.

Der 16. Februar in diesem Jahr Juche 88 ist der 58. Geburtstag des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il. Die offizielle nordkoreanische Zeitrechnung begann mit der Geburt des Staatsgründers und verstorbenen Diktators Kim Il-sung und wurde nach der von ihm geschaffenen Staatsideologie Juche benannt. Der gestrige Geburtstag, auch der 55. Gründungstag der Arbeiterpartei, wird seit Wochen mit zahlreichen „bunten Ereignissen“ gefeiert, die bis gestern „immer brillanter“ wurden, wie die staatliche Propagandaagentur KCNA berichtet. Schon vor Tagen hatten sich 1.500 Mustersoldaten, Gewerkschafter und Jugendfunktionäre auf den Weg zum heiligen Berg Paektu gemacht. Dort hatte Kim Jong-il der Legende nach in einem antijapanischen Widerstandscamp das Licht der Welt erblickt. Ein heller Stern wies den Bergsteigern den Weg, so die Agentur, und ermöglicht ihnen jetzt auch das Voranschreiten in der revolutionären Sache.

In der Hauptstadt Pjöngjang wurde außer mit einer Parade auch botanisch gefeiert. Dort eröffnete gestern die 4. Kimjongilia-Ausstellung in Anwesenheit zahlreicher ausländischer Gäste. 4.500 Töpfe mit der 1988 nach dem „großartigsten Mann der gegenwärtigen Ära“ benannten Pflanze sind zu sehen. Die Blumen waren von Arbeitseinheiten und Personen aus allen Teilen Nordkoreas und aus dem Ausland gespendet worden. „700.000 Kimjongilias stehen in mindestens 60 Ländern in voller Blüte“, berichtet KCNA stolz.

Parallel zur Ausstellung soll jetzt ein Kimjongilia-Symposium stattfinden. Dessen Ziel ist es, „Erfahrungen bei der Kultivierung und Propagierung der unsterblichen Pflanze auszutauschen“. Das ist auch bitter nötig. Denn der palästinensische Präsident Jassir Arafat schenkte zwar Kim Jong-il einen Korb Blumen zum Geburtstag, wie KCNA berichtete. Aber leider keine Kimjongilia. Sven Hansen

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen