■ Querrille: Alboth!: All
Alboth!: Ali (WSFA / Indigo)
Alboth! mit dem Ausrufezeichen hintendran. Seitdem Deutschlands wichtigster Musik-Journalist, Diedrich Diederichsen, ihr Debut Amour 1991 im spielerischen Überschwang als „genialste Platte aller Zeiten“ bezeichnete, sind die Weichen für die mittlerweile zum Quartett angewachsene Schweizer Band gestellt. Damals spielten Klavier, akustischer Bass und Schlagzeug um ihr Leben, verpaßten keine noch so scharfe Ecke und bewegten sich generell im kompositorischen Rahmen unter einer Minute. Mit dieser ungewöhnlichen Instrumentierung revolutionierten sie gleichermaßen Freejazz und Grindcore.
Mittlerweile arbeiten Alboth! in klassischer elektrischer Rockbesetzung. Mit Rock hat ihre Musik immer noch nicht das geringste zu tun. „Es ist in etwa so häufig, daß uns ein 4/4-Takt reinrutscht, wie daß Nirvana ein 5/4-Takt spielen“, brachte Schlagzeuger Werthmüller vor drei Jahren das der Musik zugrundeliegende rhythmische Konzept auf den Punkt. Und Ali weicht keinen Schritt vom Kurs. Das sechsminütige Stück „Berger“ zum Beispiel setzt einen Meilenstein in Sachen Break: mitten in eine gerade mit Mühe nachvollzogene Hardcore-Struktur fräsen Alboth! 80 Sekunden leise waberndes Nichts. Doch Ali ist keineswegs reiner Kraftsport. Ebensosehr finden sich hier schleppende oder gesangsorientierte Stücke mit reduzierter Besetzung, die ihre Irritation subtil verkaufen. Hier sind Alboth! oft von unangenehmer Schwere. Nein, leicht ist das nicht; Alboth! bleiben immer angestrengt. Sie sind die gnadenlosesten und begabtesten aller „Hirnwichser“, soweit vorn, daß jegliche Kritik verstummt. Holger in't Veld
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